Mit einem gigantischen Staudamm zwischen Gibraltar und Nordafrika das Mittelmeer stauen und dort durch Entwässerung Lebensraum schaffen, diese Idee verfolgte Hermann Sörgel seit den 20er-Jahren. Mehr noch, durch seine Vision erhofft sich Sörgel, dass durch gemeinsamen Handel und gegenseitige Abhängigkeit die Grundlage für einen nachhaltigen europäischen Frieden geschaffen wird. Er hält Vortrag um Vortrag, beeindruckt wichtige Persönlichkeiten und wird doch immer wieder durch politisch motivierte Verwerfungen von der Realisierung weiter weg getrieben. Seine Frau Irene unterstützt ihn und seine Vision, eine eindrückliche Frauenfigur. Sie überleben den zweiten Weltkrieg mit viel Glück. Doch je länger sie zusammen sind, desto mehr erkennt Irene, wie stark Hermann von Atlantopia, wie das Projekt genannt wird, ausgeübt wird. Ja, sie muss sich eingestehen, dass er für sein Projekt sie hintergangen hat. Das Buch beleuchtet eine fast vergessene Fussnote der Geschichte des letzten Jahrhunderts. Es ist ein eindrückliches Zeugnis der damaligen Technologiegläubigkeit, erzählt eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und lässt erahnen, welcher Willkür ein deutsch-jüdisches Paar während der Nazi-Herrschaft ausgeliefert war. Packend erzählt wird also ein formidabel recherchierter Rückblick ins letzte Jahrhundert über einen charismatischen und überzeugenden Pionier, dessen damals durchaus populäre Idee in den 50er-Jahren mit ihm stirbt.