Als Schweizerin und Aargauerin kenne ich die Lenzburg von einigen Besuchen, unter anderem auf Schulausflügen. Bei solchen Besuchen stelle ich mir gerne vor, wie die Menschen damals diese Burgen aufgebaut und in ihnen gelebt haben. Deshalb war ich sehr gespannt, in diesem Roman das Leben von Graf Ulrich und seiner Frau Richenza genauer kennenzulernen.
Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.
Meine Meinung:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, sodass ich keine Mühe hatte, ins Buch hineinzukommen und immer wieder weiterzulesen. Ein Aspekt, den ich etwas zu bemängeln habe, ist, dass einige Szenen sehr ausführlich und detailliert dargestellt wurden, während andere Szenen sehr knapp gehalten waren. Manchmal kam es deshalb vor, dass ich gerne noch mehr über ein bestimmtes Ereignis erfahren hätte. Das ist natürlich auch abhängig von persönlichen Interessen, dennoch hätte ich mir teilweise einen vertiefteren Einblick gewünscht.
Wie es der Klappentext schon andeutet, dreht sich die Geschichte vor allem um Ulrich und Richenza. Die beiden Protagonisten waren mir insbesondere mit ihren Eigenarten sympathisch. Weil die Geschichte aus ihren Perspektiven erzählt wird, lernen wir sie auch ziemlich gut kennen. Ich merkte deutlich, wie viel Wert die Autorin auf historische Quellen legte und versuchte, diese im Roman so wahrheitsgetreu wie möglich darzustellen, z.B. auch in Bezug auf die damaligen Weltanschauungen. Ein Beispiel dafür ist Richenzas Aberglaube, der mir immer wieder verdeutlichte, wie sehr sich unsere Weltanschauung von der damaligen unterscheidet, was ich beim Lesen sehr spannend fand.
Von Mägden und Knechten bis zu Königen und Päpsten tauchen im Buch auch immer wieder interessante Nebenfiguren auf. Obwohl sie teilweise eine wichtige Rolle in der Geschichte einnehmen, kamen sie mir insgesamt etwas zu kurz. Insbesondere zu Ulrichs und Richenzas Kindern hätte ich mir manchmal mehr Informationen gewünscht.
Die Geschichte zieht sich über fast drei Jahrzehnte hinweg, was für die Autorin sicherlich eine grosse Herausforderung darstellte. Es gibt immer wieder Zeitsprünge und die Ereignisse überschlagen sich manchmal. Als Leser*in muss man sich bewusst sein, dass es sich hier um einen teilweise komplexen Roman und nicht um eine leichte Lektüre für zwischendurch handelt. Lässt man sich aber auf die Geschichte ein, kann man viel über die damalige Zeit, die Menschen und ihre Weltanschauungen und historische Ereignisse lernen. Dabei hilft auch das Orts- und Personenverzeichnis und der Zeitstrahl, die ganz hinten im Buch zu finden sind.
Fazit:
»Im Schatten der Krone - Die Grafen von Lenzburg« ist ein spannender historischer Roman über ein Grafenpaar im 11. Jahrhundert, der mit sorgfältig recherchierten Quellen und einer interessanten, teilweise komplexen Story überzeugt. Da ich mir manchmal noch ausführlichere Szenen oder mehr Informationen zu den Nebenfiguren gewünscht hätte, gibt es vier von fünf Sternen von mir.