Macht, Korruption, Rache und Gerechtigkeit. Inspiriert von den Schlagzeilen über die mexikanisch-amerikanischen Drogenkriege des letzten Jahrzehnts, folgt nun “Das Kartell”, die Fortsetzung des internationalen Bestsellers “Tage der Toten”. Zitat vom Rückentext
Der Drogenfahnder Art Keller und Adan Barrera waren mal beste Freunde. Das ist jedoch viele Jahre und unzählige Tote her.
Nun begibt sich Art Keller auf, dem Drogenkrieg ein Ende zu setzten. Die Jagd gegen Adan Barrera beginnt. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind schon lange verschwunden, wem kann Art Keller trauen?
“Der beste Thrillerautor unserer Tage” Welt am Sonntag
Was für ein imposantes Werk!
Als ich die Leseprobe las, dachte ich, spannend, wirklich, ein spannendes, scheinbar gut recherchiertes Werk. Meine Neugier war geweckt. Kann Don Winslow die Spannung wirklich über 800 Seiten aufrecht erhalten? Vor allem, kann ein solch dickes Werk mich wirklich unterhalten? Sprich, ist es wirklich ein Thema, worüber man über 800 Seiten lesen kann, ohne gelangweilt zu werden?
Ich gebe zu, ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil! Der Autor schafft es sogar während den letzten ca. 100 Seiten den Spannungsbogen nochmals zu erhöhen. Der Druck, unbedingt weiterzulesen, hat mich immer begleitet, aber die letzten 100 Seiten - das war kein lesen mehr, das war die reinste Folter, wenn man das Buch auf die Seite legen musste…
Es gab wirklich brutale Szenen, es gab auch eklige Szenen und solche, die man lieber nicht gehabt hätte. Aber der Autor schreibt zum Schluss (im Dankenswort) klar, dass es zwar ein fiktives Werk ist, jedoch von authentischen Ereignissen inspiriert. Bisher habe ich ehrlicherweise der Kartell-Kriege bzw. die mexikanisch-amerikanische Drogenkriege keine grosse Bedeutung beigemessen. Natürlich liest man immer mal wieder etwas, aber irgendwie ist es doch recht weit weg. Wenn ich aber lesen muss, dass sogar Frauen und Kinder arglos reingezogen werden, bleibe ich sprachlos zurück.
Ein Thema, dass nicht vergessen werden darf. Ein Buch, dass somit auch nach dem Ende noch nachwirkt - was ich immer eine gute Sache finde. Geschichten, die aufwühlen, bewegen und einem so sprachlos zurücklassen, dass man sich spätestens danach mit dem Thema zu befassen beginnt.
So was schafft nicht jeder Autor und ich muss der Welt am Sonntag zustimmen. Ein wahrlich meisterhafter Thriller-Autor.
Das einzige, was mir ein bisschen fehlte, war eine kleinere Personenübersicht. Ich finde nicht, dass das zu jedem Thriller gehört, aber bei 800 Seiten und so vielen Protagonisten find ichs schon fast ein muss, ein solches dazu zufügen. Oftmals musste ich überlegen, wer war das nochmals, zu welchem Kartell gehört diese Person nun? Das war etwas schade, da dies doch immer gleich die Lesegeschwindigkeit hemmte. Hankerum hat es den Vorteil, dass man sehr bewusst und genau lesen muss (was wiederum den Nachteil hatte, dass man die wenigen Tippfehler auch gleich fand…). Von daher, wie üblich hat alles seine Vor- und Nachteile :-)
Fazit: Was für ein Werk! Was für ein Buch. Thriller-Liebhaber, die das Thema interessiert und die Spannung lieben, kommen voll auf ihre Kosten. Ein absolut geniales Werk, dass einen so durch die Seiten fliegen lässt, wie selten. Ein Buch mit geballten 800 Seiten, jedoch hatte ich nie das Gefühl, gelangweilt zu sein.
Aufgerundete 5 Sterne, einfach weil die Spannung gegen Schluss sogar nochmals gesteigert worden ist.
Ich vergebe bei Büchern mit Kritikpunkten sonst nie oder ganz, ganz selten die volle Sternenzahl. Hier mache ich das aber, ganz klar aus dem Grund, dass ich bei einem Thriller die Spannung höher bewerte als ein fehlendes Personenverzeichnis.