Wenn von den ostdeutschen Bundesländern die Rede ist, dann nicht selten im Zusammenhang mit rechtsextremen Tendenzen. So sehr wir diese verurteilen, rätseln wir dann doch, was wohl die Ursache sein könnte. Und wer diesen Roman liest, der ahnt, wo der Hase im Pfeffer liegt. Da sind zwei junge Männer, gefangen in der sächsischen Provinz, und all die tollen Versprechen aus Berlin, die finden nicht statt. Die dörflichen Strukturen veröden, die Infrastruktur vergammelt, die Eltern sind in ihrem Scheitern sprachlos gefangen. Dieser allgegenwärtige Frust braucht Sündenböcke, Fremde und Flüchtlnge eignen sich perfekt. Rietzschel gelingt es beeindruckend, das in einen bewegenden Roman zu packen. Er beobachtet ganz nüchtern, fasst es in Worte und erklärt ohne diese Entwicklung gutzuheissen. So sehr wir Gewalt und Rechtsextremismus verurteilen und verurteilen müssen, so sehr lohnt es sich zu verstehen, wo und wie dieser Humus entsteht, der zu diesem braunen Mist führt. Lukas Rietzschel bietet mit diesem Buch Hand dazu.