Obwohl ich mich sehr für historische Figuren, insbesondere adelige Damen, interessiere, war mir Sidonia, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, vor dem Lesen dieses Romans kein Begriff. Die Autorin schaffte es jedoch, meine Neugierde und mein Mitgefühl für diese bemerkenswerte Persönlichkeit zu wecken, sodass ich unbedingt mehr über diese Herzogin erfahren möchte. 🙂
Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.
Meine Meinung:
Zu Beginn hatte ich etwas Mühe, in die Geschichte hineinzufinden. Gleich auf den ersten Seiten startet nämlich die Verkupplungsintrige der beiden herzoglichen Mütter, wobei zahlreiche Namen und historische Fakten fallen. Dank dem Namensverzeichnis konnte ich mir jedoch einen groben Überblick verschaffen; eine Landkarte hätte mir vermutlich noch mehr geholfen. Aufgrund der zahlreichen historischen Fakten muss man sich als Leser*in ziemlich konzentrieren, weshalb es sich bei diesem Roman nicht um eine leichte Lektüre für zwischendurch handelt.
Der Schreibstil der Autorin orientiert sich ebenfalls sehr am historischen Stil, was insbesondere in den Dialogen zum Tragen kommt. So wurde auf angenehme Art eine authentische Atmosphäre vermittelt, die mir als Leserin manchmal das Gefühl gab, zur selben Zeit wie Sidonia und die anderen Figuren zu leben.
Ein grosser Minuspunkt dieses Romans war für mich das mangelhafte Lektorat. Im Text stolpert man immer wieder über Rechtschreibe- oder Zeichenfehler, teilweise auch über logische Fehler (falsche Namen). Das empfand ich vor allem zu Beginn als mühsam, mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Dennoch wäre es wichtig, für eine allfällige Neuauflage ein gründlicheres Lektorat durchzuführen.
Während der Geschichte lernen wir zahlreiche Charaktere kennen. Zu Sidonia konnte ich im Laufe des Romans die beste Beziehung aufbauen. Einige Seiten von ihr empfand ich als stark und vorbildlich; andere hingegen waren eher etwas nervig. Mir ist aber bewusst, dass die Autorin sich an der historischen Persönlichkeit orientierte und diese möglichst realistisch darstellen wollte. Die anderen Figuren im Roman konnten mich nicht wirklich berühren, was teilweise an ihrer Beziehung zu Sidonia, teilweise an ihrer kleinen Rolle lag. Die Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren empfand ich als interessant, um mehr über die jeweiligen Figuren zu erfahren; allerdings kamen sie manchmal etwas abrupt. Klarere Trennungen zwischen den Erzählperspektiven wären aus meiner Sicht wünschenswert.
Nach dem eher schwierigen Start, konnte mich die Geschichte mehr und mehr fesseln. Sidonia ist eine wirklich faszinierende Persönlichkeit, über die ich unbedingt noch mehr erfahren möchte. Die Spannung nahm im Verlaufe des Romans klar zu, so auch die Brutalität, Ungerechtigkeit und Intrigen. An dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten, nur so viel: Was Sidonia alles erdulden und durchmachen musste, ist wirklich schlimm; aber es war dennoch spannend, sie durch die Geschichte zu begleiten.
Fazit:
»Sidonia - Eine teuflische Liebe« erzählt die tragische und brutale Liebesgeschichte einer bemerkenswerten Herzogin. Aufbauend auf einer ausführlichen Recherche, bietet dieser Roman unzählige historische Fakten, die die Geschichte von Sidonia abrunden. Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, aber dennoch sehr lesenswert für alle, die sich für an historischen Fakten orientierte Romane und eine aussergewöhnliche Frau interessieren.