Der Roman erschien 1978 in Japan und liegt nun auf Deutsch vor. Erzählt wird das Leben einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihrer zweijährigen Tochter in einer improvisierten Wohnung in einem Bürogebäude lebt. Die Räume sind lichtdurchflutet, aber auch voller Einsamkeit. Tsushima beobachtet genau, mit einer ruhigen, klaren, literarisch stimmigen Sprache. Das Buch zu lesen, macht zunächst regelrecht Freude.
Je weiter man liest, desto deutlicher wird jedoch, dass diese Geschichte keine Entwicklung anbietet. Und das ist kein Fehler, sondern Absicht. Tsushima zeigt das Leben dieser Frau nicht als Linie, sondern als Kreis. Das Arbeitsleben bleibt mühsam, die gesellschaftliche Position bleibt unverändert, die Erschöpfung bleibt unverändert.
Auch die Beziehung zum Vater des Kindes bewegt sich im Kreis: Er möchte Kontakt, aber nur dann, wenn es ihm passt – ohne Verantwortung, ohne Verlässlichkeit. Sie hingegen wünscht sich Beteiligung, aber spätestens da erkennt man: Diese Beziehung hat keine Richtung, keine Konsequenz. Sie bleibt stehen.
Das Gleiche gilt für das Thema Sexualität. Die Protagonistin sucht körperliche Nähe, aber diese Suche führt zu keiner inneren Einsicht und bringt keine Veränderung. Die Begegnungen wiederholen sich, fast mechanisch. Tsushima schreibt kein Drama, sondern Stagnation.
Diese literarische Entscheidung ist mutig. Sie bildet den gesellschaftlichen Stillstand ab, in dem die Protagonistin gefangen ist. Aber sie führt auch dazu, dass man als Leser*in emotional auf Distanz bleibt. Ich respektiere, was Tsushima zeigt – und gleichzeitig bin ich nicht wirklich warm damit geworden, weil ich irgendwann den Eindruck hatte, dass alles nur wiederkehrt, ohne jemals irgendwohin zu führen.
Räume des Lichts ist formal stark, atmosphärisch dicht und in seiner Ehrlichkeit beeindruckend. Aber das Leben dieser Frau bleibt im Kreis gefangen – und genau so erzählt Tsushima ihren Roman.