Annie Ernaux erzählt in dieser biografischen Erzählung vor allem von ihrem Vater. Beginnend mit dem Besuch bei ihren Eltern. Der Gesundheitszustand ihres Vaters verschlechtert sich sehr rasch und wenige Tage nach ihrer Ankunft stirbt er. Die Autorin berichtet noch von den letzten Begegnungen mit ihrem Vater und von den Tagen nach seinem Tod und nach der Beerdigung, während denen sie ihrer Mutter hilft.
Anschliessend geht sie zurück in die früheren Zeiten des Lebens ihres Vaters, seine jungen Jahre, die Zeit, in der sich ihre Eltern kennengelernt und geheiratet hatten. Die Eltern aus ärmlichen Verhältnissen stammend, hatten wenig Gelegenheit für Bildung. Berührend ist, wie von der Scham erzählt wird, welche der Vater offensichtlich empfunden hat, vom Gefühl, minderwertig zu sein. Wie er reagiert hat, wenn die kleine Annie seine fehlerhafte Ausdrucksweise korrigiert hat. Dass Annie die Gelegenheit hatte, eine höhere Ausbildung zu machen, war für die Eltern ein Grund zum Glück.
Mich berührt sehr, wie die Zärtlichkeit spürbar wird, welche Annie ihrem Vater gegenüber empfindet, ohne dass sie diese in Worten ausdrückt. Annie Ernaux Schreibstil ist in keinster Weise überschwänglich, sondern einfach erzählend. Das macht das Erlebnis umso eindrücklicher und schöner. Es passt aus meiner Sicht ausgezeichnet zu dieser Art Erzählung.
Das Buch hat einen Umfang von wenig mehr als hundert Seiten, das Hören - sehr angenehm in rund zwei Stunden gelesen.