Matcha Tee am Montag ist ein Roman, der mit einer einladenden Atmosphäre und einer charmanten Grundidee punktet: Ein kleines Café, das nur an jedem ersten Montag im Monat öffnet, dient als Zufluchtsort für Menschen in persönlichen Krisen. Doch so ansprechend diese Prämisse auch ist, die Autorin schöpft ihr erzählerisches Potenzial nicht immer konsequent aus.
Der Roman setzt stark auf Wohlfühlmomente und symbolische Gesten, was einerseits warmherzig wirkt, andererseits aber zu einer gewissen Vorhersehbarkeit führt. Die Figuren, eine unglückliche Geschäftsfrau, eine Ladenbesitzerin mit Vergangenheit, eine Grossmutter im Streit mit ihrer Enkelin , sind zwar sympathisch gezeichnet, bleiben jedoch häufig in bekannten Rollenmustern gefangen. Ihre inneren Konflikte werden eher angerissen als wirklich vertieft, was manche Wendungen konstruiert erscheinen lässt.
Auch der „Master“ des Cafés, der als ruhender Pol und emotionaler Fixpunkt fungiert, wirkt gelegentlich fast über idealisiert. Sein unerschütterliches Verständnis ist rührend, aber dramaturgisch wenig überraschend. Dadurch verliert das Café Marble etwas von der Ambivalenz, die dieser Art von heilendem Rückzugsort zusätzliche Spannung verleihen könnte.
Aoyamas ruhiger Stil erzeugt zwar eine friedliche, teils meditative Stimmung, doch zugleich nimmt er der Erzählung Dynamik. Leser*innen, die mehr narrative Schärfe, psychologische Tiefe oder echte Reibung erwarten, könnten das Buch als zu sanft, zu glatt oder zu formelhaft empfinden.
Am Ende bleibt Matcha Tee am Montag ein gefälliges, aber nicht durchgehend überzeugendes Wohlfühlbuch: angenehm zu lesen, atmosphärisch stimmig , jedoch ohne jene überraschenden Perspektiven oder emotionalen Brüche, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen würden.