Ich habe das Buch nach etwa einem Drittel abgebrochen. Was mich zunächst faszinierte, war die bissige Überzeichnung der typischen Frauenrollen: heiratsfixiert, angepasst, zwischen Selbstoptimierung und Selbstaufgabe gefangen. Diese satirische Zuspitzung hat Witz und trifft einige Punkte durchaus genau.
Mit der Zeit jedoch konnte das Buch mein Interesse nicht halten. Die Frauenfiguren bewegen sich alle in ähnlichen Lebenswelten – materiell abgesichert, sozial privilegiert, in Deutschland oder Österreich lebend. Ihre Probleme bleiben innerhalb dieser Komfortzone, was die erzählte „Krise“ für mich wenig greifbar macht.
Reisinger zeigt, wie sehr patriarchale Muster in den Köpfen fortbestehen, doch ihre Figuren bleiben zu passiv, zu eindimensional. Es fiel mir schwer, mit Frauen mitzufühlen, die alle Möglichkeiten hätten, sich zu emanzipieren, und es dennoch nicht tun.
Auch sprachlich hat mich Spitzenreiterinnen nicht überzeugt: Der Ton ist schnell, grell, an die Medienwelt angelehnt – aber literarisch zu schlicht, um länger zu tragen. Nach einer Weile ermüdet der Stil, statt aufzurütteln.
Ich erkenne die gesellschaftskritische Absicht, doch das Buch hat mich weder sprachlich noch emotional erreicht. Für mich bleibt es eine interessante Idee, aber ohne die Tiefe, die sie verdient hätte.
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