Ja… was soll ich sagen?
Ich habe den ersten Band regelrecht weggesuchtet – er war so unfassbar gut, dass ich sofort weiterlesen musste. Vielleicht waren meine Erwartungen deshalb einfach enorm hoch.
Schon nach den ersten Seiten habe ich gemerkt, dass sich der Schreibstil anders anfühlt als zuvor. Vieles von dem, was Band 1 für mich so besonders gemacht hat, war hier zwar noch da, aber nicht mehr in derselben Stärke.
Odelia war im ersten Band eine meiner liebsten Figuren – stark, verletzlich, komplex.
Hier wirkt sie dagegen oft wie in ihren eigenen Gedanken gefangen. Viele ihrer Überlegungen drehen sich im Kreis, ohne dass etwas vorwärtsgeht, und nach einer Weile wurde das ein wenig ermüdend.
Gegen Ende macht sie dann plötzlich riesige Entwicklungssprünge, aber diese kamen so spät und so abrupt, dass ich Mühe hatte, emotional mitzukommen. Und ihr Umgang mit Caspians Gefühlen wirkte für mich zwischendurch… schwierig einzuordnen.
Caspian selbst war im ersten Band geheimnisvoll, kontrolliert und faszinierend.
Hier wirkt er viel verletzlicher, unsicherer – was einerseits interessant ist, andererseits aber den Eindruck hinterlässt, dass er sich selbst ein bisschen verliert. Einige seiner Reaktionen konnte ich gut nachvollziehen, andere liessen mich eher Stirn runzeln.
Was ich aber wirklich schön fand: Wie bewusst und respektvoll das Thema Consent umgesetzt wurde – selbst in angespannten Situationen.
Die Story an sich bleibt stark, atmosphärisch und super spannend.
Aber die Art, wie sie erzählt wird, wirkte manchmal gleichzeitig voll und doch leer:
Es passiert viel – und gleichzeitig fühlt es sich an manchen Stellen an, als würde die Handlung kaum vorankommen. Erst gegen Ende nimmt alles plötzlich wieder Fahrt auf, mit Wendungen, die mich überrascht haben (im positiven Sinn). Und der Antagonist war wieder hervorragend umgesetzt.
In Sachen Romantik hatte Band 1 für mich klar die Nase vorn. Die Dynamik war tief, intensiv und emotional greifbar.
In diesem Band tritt die Beziehung dagegen lange auf der Stelle – der Enemies-to-Lovers-Vibe ist zwar da, aber er entwickelt sich kaum weiter.
Fazit:
Eine solide Fortsetzung, die die Geschichte gut zu Ende führt, aber für mich nicht ganz an die Stärke des ersten Bandes herankommt.
Trotz Wiederholungen und viel innerem Konflikt hat mich das Ende wieder eingefangen – dort blitzte endlich der Zauber auf, den ich zuvor so geliebt habe.
Ein Must-Read, wenn man wissen will, wie alles endet – aber definitiv mit etwas gedämpften Erwartungen.
Leider kann man keine halben Sterne vergeben, dann würde ich 3.5/5 geben.