Laila Lalami schreibt in Das Dream Hotel über eine faszinierende, beklemmende Welt – nicht übertrieben futuristisch, sondern erschreckend nahe an unserer Gegenwart. Sara Hussein, eine Archivarin und Mutter von Zwillingen, wird nach einer Auslandsreise am Flughafen gestoppt, weil ein Risiko-Algorithmus sie als eine Bedrohung einstuft. Daraus ergibt sich eine “Risiko-Prognose”, die sie in ein Frauenzentrum bringt, das auf den ersten Blick harmlos wirkt, sich aber bald als profitgetriebene „Retentions“-Anstalt entpuppt.
Lalami schreibt diesen Roman mit großer Sensibilität: Ihre Sprache ist klar, eindringlich und doch poetisch, und sie lässt uns tief in Saras Innenleben tauchen – in ihre Angst, Verzweiflung und stille Rebellion. Die Struktur des Buches ist besonders gestaltet: Es wechseln sich klassische Erzählabschnitte mit Memos, Protokollen, Berichten und Transkripten ab, wodurch das autoritäre, bürokratische System lebendig und glaubwürdig wirkt.
Thematisch ist das Buch hochaktuell: Es wirft brennende Fragen zu Privatsphäre, Überwachung, algorithmischer Vorhersage und der Würde des Individuums auf. Gleichzeitig verliert Lalami nie die menschliche Dimension – Sara ist keine abstrakte Figur, sondern jemand, mit dem man mitfühlt. Ihre Zweifel, ihr Widerstand, ihre kleine Solidarität mit anderen Inhaftierten geben dem Roman ein ethisches Herz.
Obwohl das System erdrückend wirkt, gibt es Hoffnung: Lalami zeigt, dass es möglich ist, auch innerhalb solcher Mauern kleine Formen des Widerstands zu entwickeln.
Insgesamt ist Das Dream Hotel ein beeindruckender literarischer Roman, der Spannung, Reflexion und tiefes Mitgefühl verbindet. Lalami gelingt es meisterhaft, eine zukünftige Warnung zu entwerfen, die uns heute schon betrifft. Wer sich für Literatur mit sozialem Tiefgang interessiert, wird dieses Buch lieben.
🫶 Ist wohl eines meiner Top-Bücher des Jahres 2025.