In diesem Band hat Lenù ganz deutlich die führende Rolle - ohne zu triumphieren. Zurück in Neapel, wo sie ihre Geschichte schreiben will, kommt sie, ohne es wirklich zu wollen wieder in den Rione zurück, ganz nah zu Lila. Lila und Enzo haben sich zwischenzeitlich auch ein gutes Auskommen erarbeitet, eines, das sie weder unterwürfig zu machen braucht, noch unwürdig wäre. Obwohl Lenû als die Arrivierte gilt, holt sie das Getriebensein durch den Ehrgeiz und die Art von Lila immer wieder ein, das Gefühl, ihr nicht ebenbürtig zu sein. Ein sehr tragisches Ereignis bringt eine unerwartete Wende in das Leben einer der Frauen und die Freundschaft ist davon auch betroffen.
Diesen Band habe ich sehr wertvoll gefunden. Das Wesen dieser eigenartigen, tiefen Freundschaft beeindruckt mich sehr. Obwohl sich immer wieder eine Rivalität zeigt, wüste Worte fallen, ist die Freundschaft unzerstörbar. Da kann man sich durchaus die Frage stellen, was Liebe bedeutet.
Die Schreibweise gefällt mir gut. Ohne Ausschweifungen und Übertreibungen. Man kann mitleben. Sehr eindrücklich ist es auch, im Lauf der vier Bände die Entwicklung von Neapel, des Rione, der Lebensumstände überhaupt, mitzuerleben. Während anfänglich Karren in den Gassen üblich waren und wer ein Auto hatte, bestaunt wurde, steigen die Personen im letzten Band selbstverständlich in ihr eigenes Auto, nehmen ein Taxi, wenn sie es sich leisten können, haben Haushaltgeräte etc.
Wie Elena Ferrante am Ende des vierten Bandes Lenù den Bogenüber alle vier Bände schliessen lässt gefällt mir besonders gut. , indem die Ich-Erzählerin ihren Weg zusammenfasst, im Alter ihr Leben reflektiert.
Die ganze Sage habe ich in fortlaufend in einem Zug gelesen, wobei ich sie schon einmal gelesen hatte. Sie ein zweites Mal zu lesen war sehr gut, kein bisschen langweilig. Ich konnte mehr von der Tiefe und der Tragik mitnehmen, durch welche Leben geprägt sein können.