Sashi ist eine junge Tamilin, die einen grossen Traum hat. Sie möchte Ärztin werden. Doch die Zeiten sind unsicher und ihr Studium, vor allem aber auch ihre Familie und Freunde werden immer mehr gefährdet durch den aussichtslosen, brutalen Bürgerkrieg in Sri Lanka. V.V: Ganeshananthan geliegt es meisterhaft, die Lesenden in das Land, die Kultur und die anschwellenden Konflikte mithinein zu nehmen. Mit Sashi wächst man allmählich in den Alltag einer tamilischen Familie hinein. Man begleitet die Erzählerin an die Uni, nimmt Teil an ihrem ersten Verliebt sein und sieht sie in einer schwierigen Zeit zu einer mutigen Frau heranwachsen. Plötzlich nicht mehr zu wissen, wem man vertrauen kann. Zu realisieren, dass Freunde einander verraten, das geachtete Lehrer kurzerhand umgebracht werden, weil sie sich kritisch äussern. Und immer wieder die Frage, ob man richtig handelt. All diese Zweifel und Fragen bringt die Autorin gefühlvoll und nüchtern zugleich aufs Papier. Manchmal hat man das Gefühl, die Übersetzung ringt nach den richtigen Worten oder Ausdrücken. Doch auch diese Herausforderung wird einfühlsam und gut gemeistert, in dem manchmal steht, dass die Unterhaltung in Tamil stattfand und es dafür kein passendes Wort gab.
Sashi lernt, die Geschehnisse sachlich zu dokumentieren und so viele Ereignisse und Gräueltaten des Krieges festzuhalten. Vielleicht hilft ihr das auch, das Erlebte mit einer gewissen Distanz zu betrachten und an ihrem Traum festzuhalten.
Ein berührender, nachdenklicher und wohl gut recherchierter Roman über einen langen, schwierigen Konflikt. Tiefgründig, respektvoll. Sprachlosigkeit in Worte gefasst. Absolut lesenswert.