Ich habe ein paar Kapitel gebraucht, bis ich im Stil angekommen bin. Der Schreibstil ist speziell, aber genau das macht das Buch besonders. Es ist ruhig, fast beobachtend, und schafft trotzdem Nähe zu den Figuren, ohne dass man das Gefühl hat, sie legen einem ihr komplettes Innenleben ungefiltert auf den Tisch.
Das Switchen zwischen Vergangenheit und Gegenwart funktioniert richtig gut. Man bekommt in kurzen Momenten erklärt, warum die Figuren heute da stehen, wo sie stehen. Nichts wird übererklärt, vieles bleibt zwischen den Zeilen und genau das mag ich. Die Geschichte spielt 2006 und da hätte ich gerne eine Antwort gehabt, warum genau diese Zeit gewählt wurde. Das wirkte für mich wie ein bewusst gesetztes Detail, aber die Bedeutung blieb offen.
Emotional hat das Buch mich gut abgeholt. Die Gefühle sind stark beschrieben, aber mit einer gewissen Distanz, was perfekt zum Erzählstil passt. Ich habe im letzten Abschnitt mit einem heftigeren Ende gerechnet und war fast überrascht, dass es nicht so kam. Aber rückblickend passt es genau so. Ein stilles, besonderes Buch mit einem eigenwilligen, aber wunderschönen Schreibstil. Nicht laut, nicht kitschig, dafür authentisch und feinfühlig.