Schon der Titel hat es in sich: Während es die einen mehr als Hotel für Träumende betrachten, ist es für die «Einbehaltenen» schlicht und einfach ein Gefängnis, in dem sie wegen ihrer Träume beziehungswese für die darin geträumten, aber (noch) nicht begangenen Verbrechen einsitzen. Die von George Orwell in seinem Roman «1984» beschriebenen «Gedankenverbrechen» werden im «Dream Hotel» von Laila Lalami in der nahen Zukunft «begangen», oder eben nicht. Das Setting erinnert stark an das, was zurzeit auf der anderen Seite des grossen Teiches geschieht, und dass die Geschichte in nicht allzu ferner Zukunft spielt, macht es umso glaubwürdiger und beklemmender.
Das Buch macht nachdenklich. Sind wir, ahnungslos und naiv, schon auf bestem Weg dorthin? Oder braucht es mehr als nur die technologischen Fortschritte wie ein Neuroimplantat, das Träume aufzeichnet? Können wir mit zivilem Ungehorsam solche Entwicklungen als Gesellschaft solche Entwicklungen noch beeinflussen oder sogar stoppen? Für mich hat das Buch sehr viele solche Aspekte aufgegriffen und beleuchtet, von einfachen persönlichen Zweifeln bis hin zu grossen Gesellschaftsfragen und Analysen von politischen Tendenzen. Auch gefühlsmässig hat das Buch einiges zu bieten. Nebst viel Verzweiflung (steuern wir beziehungsweise Sara als Hauptfigur auf die grosse Katastrophe zu?) gibt es auch immer wieder Funken der Hoffnung, und manches ist nicht ganz so wie es zu sein scheint.
Wer sich für Daten- und Rechtssicherheit interessiert, gerne philosophische Fragen wälzt wie «Ist die individuelle Freiheit oder die gesellschaftliche Sicherheit wichtiger?», für den ist das Buch ein Muss! Die Sprache und der Schreibstil sind einfach genug, man sollte sich aber auf die Geschichte fokussieren können, da der Inhalt nicht immer leicht zu verdauen ist.