Beim Lesen des Buchtitels “Unabhängig” ging ich zunächst von einer selbständig arbeitenden Frau aus, die fokussiert von ihrer Arbeit berichtet und dabei immer wieder Bezug zu ihrem Trinkverhalten nimmt.
Doch mich erwartete eine andere Geschichte: Erstaunlich, mit welcher Offenheit die Autorin über ihr Trinkverhalten erzählt und gleichzeitig, welch gesunden Abstand sie zu all den beschriebenen Szenen trotzdem hält. Die innere Distanz wirkt in einer positiven Art zu sich selbst und ist spürbar.
Mich hat gestört, dass der Textfluss häufig durch verschiedene Anmerkungen und Verlinkungen unterbrochen wurde sowie eigener Kommentare der Autorin am Fuss vieler Seiten. Viele ihrer Sätze waren sehr verschachtelt, wo ich eher geraten hätte, sie der Einfachheit und Verständlichkeit halber zu kürzen. Ansonsten fand ich das Buch gelungen, weil sie autobiografisch erzählt und nicht allzu viele Zeitsprünge vornimmt. Sie hat einen roten Faden. Dass sie am Ende offen lässt, ob sie nun ihr lang gesuchtes Liebesglück gefunden hat oder nicht, hat mich etwas irritiert. Das Buch brachte mich zum Nachdenken über den allgemeinen Alkoholkonsum in meinem Umfeld. Mir fiel auf, dass ich eigentlich niemanden kenne, der “keinen Alkohol” trinkt. Erstaunlich. Dabei muss man nicht automatisch von einem problematischen Verhältnis zum Alkohol ausgehen.
Stark finde ich, wie die Autorin es selbst aus ihrer Sucht geschafft hat. Wie sie schreibt, erstmals vor allem durch das Lesen von Ratgebern einen Ansatz gefunden zu haben. Mich bestärkt das in meiner eigenen Erkenntnis zum Lesen: Es hilft und ist der beste Ratgeber.