Lalami entwirft eine beklemmende Zukunftsvision, in der staatliche Überwachung, Datensammlung und Risikobewertungen den Alltag bestimmen. Besonders beeindruckend ist die Darstellung des Madison, einer ehemaligen Schule, die nun als hochkontrolliertes Auffanglager dient. Die Atmosphäre erinnert an ein Gefängnis – und genau darin liegt die Stärke des Romans: Er macht spürbar, wie schnell Sicherheit zur Rechtfertigung für Freiheitsverlust wird.
Die Protagonistin Sara entwickelt sich glaubhaft von einer kontrollierten, selbstbewussten Frau zu jemandem, der unter Angst, Isolation und Kontrollverlust leidet, ohne jedoch völlige Hoffnungslosigkeit zu verlieren. Die Dynamik zwischen individuellen Schicksalen und einem übermächtigen System wirkt realistisch und bedrückend. Besonders eindrücklich sind die Akte des Widerstands im Madison die zeigen, wie Menschen Menschlichkeit bewahren, wenn die Bedingungen unerträglich werden.
Die Geschichte hätte aus meiner Sicht mehr Potenzial gehabt – etwa durch weitere Einblicke in das Leben nach dem Madison oder stärkere Zuspitzungen im Konflikt.
Trotz kleiner Schwächen bleibt der Roman intensiv und nachdenklich stimmend. Er erinnert eindringlich daran, wie sorglos wir heute mit unseren Daten umgehen und wie leicht Überwachung als Sicherheitsgewinn verkauft werden kann. Lalami zeichnet eine Zukunft, die erschreckend plausibel wirkt.