Lars Distelhorsts Buch „Kulturelle Aneignung“ untersucht, wie kulturelle Praktiken und Symbole zwischen Gruppen zirkulieren und dabei Machtverhältnisse oft unsichtbar mitwirken. Er zeigt, dass Kultur nie statisch ist, sondern ständig im Austausch steht – doch dieser Austausch ist nicht neutral, sondern durch Kolonialgeschichte, ökonomische Ungleichheit und gesellschaftliche Dominanzen geprägt. Distelhorst versucht also, die Debatte zwischen „alles ist Aneignung“ und „alles ist verboten“ zu differenzieren: Er macht deutlich, dass es weniger um das Ob als um das Wie der Aneignung geht – und um die Frage, wer profitiert und wer unsichtbar gemacht wird.
Buch ist kompakt, argumentativ dicht und strebt eine theoretische Durchdringung an, statt einfache Positionen zu liefern. Eine weitere Lektüre lohnt sich bestimmt – vor allem, um die Nuancen zwischen kultureller Offenheit und der Kritik an ausbeuterischen Formen von Aneignung besser zu erfassen. Mit Notizblock an der Seite, ist das gerade mal 200 Seiten dünnes Buch doch so voller interessanter Anekdoten, Hinweise und Verweise auf noch mehr Material, das sich zu durchdringen lohnt…