Wer J.R.R. Tolkien nur als den Schöpfer von Der Herr der Ringe oder als „Vater der Hobbits“ kennt, wird mit diesem prachtvollen Box-Set eine neue, tiefere Dimension seines Schaffens entdecken. The Collected Poems of J.R.R. Tolkien offenbart den Professor nicht als Erzähler, sondern als Poeten von fast mythischer Ausdruckskraft – als einen Mann, dessen Liebe zu Sprache, Klang und Rhythmus in Versen ihren ursprünglichsten Ausdruck fand.
Diese Sammlung, herausgegeben von den unermüdlichen Tolkien-Forschern Wayne G. Hammond und Christina Scull, bietet nicht nur Gedichte aus Mittelerde – über Elben, Gondolin oder Númenor –, sondern auch viele Stücke, die ausserhalb des Legendariums entstanden sind: melancholische Betrachtungen, lyrische Traumreisen, frühe Sprachspiele. Sie zeigen den Gelehrten als Künstler, der nicht nur Welten erdachte, sondern deren Lieder und Legenden gleich mit.
Tolkien war nicht nur ein Geschichtenerzähler, sondern ein Linguist, der die Musik der Sprache verstand. Seine Verse tragen denselben Atem wie seine erfundenen Sprachen: archaisch, klangvoll, getragen von innerem Rhythmus. Wer in der Schule genug Goethe und Schiller gelesen hat, wird hier etwas völlig anderes finden – englische Poesie, die zugleich alt und neu wirkt, voll von Sehnsucht, Mythos und einer Ahnung des Verlorenen.
Hammond & Scull, die vielleicht grössten Autoritäten im Tolkien-Kosmos, haben mit akribischer Sorgfalt kommentiert, verglichen und geordnet – und damit ein Monument geschaffen, das für alle Tolkien-Leser ein Geschenk ist.
Dieses Box-Set ist kein blosses Sammelwerk, sondern ein Tor: hinein in die lyrische Seele Tolkiens, in jene Sphären, wo Sprache selbst zu Mythos wird.