Der Inhalt des Buchs ist rasch umrissen: Zwei Holländerinnen verschwinden 2014 beim Wandern in Panama spurlos. In einer Poetikvorlesung schildert die Erzählerin ihre eigene Reise nach Panama, zu der sie auf Bitten eines Theaterregisseurs aufgebrochen ist, um das Schicksal der Verschwundenen zu rekonstruieren.
Elmiger verwendet durchgehend die indirekte Rede, wodurch die Szenen wie aus der Distanz betrachtet wirken. Die Autorin zoomt in die Geschehnisse hinein und entfaltet so einen Sog, der die Lesenden in den Bann zieht. Gleichzeitig bleiben die Figuren konturlos, fast schemenhaft; Gefühle werden kaum benannt, sie bleiben ausgespart.
In dieser unheimlichen, düsteren und rätselhaften Atmosphäre spielt Elmigers Geschichte:
Man habe sich Zigaretten angezündet und nachgeschenkt, man habe getrunken und sich halblaut zu zweit, zu dritt unterhalten, bis eine andere Person dann den Faden aufgenommen und weitergesprochen habe, und dieses Erzählen, das hätten sie alle gewusst, habe sie vorläufig vor der tobenden, der heftig atmenden Nacht bewahrt, vor der Dunkelheit, in der alles mit rasender Geschwindigkeit gesprossen und gewachsen, gestorben und verschwunden sei. (Seite 51)
Diese Schilderung erzeugt Gänsehaut; das Unheimliche schwebt in der Luft, bleibt aber stets vage und wird nie explizit benannt. Die Protagonistin bringt dies eindrucksvoll zum Ausdruck:
… der Horror, der Horror liege naturgemäß außerhalb der Sprache, ja, er sei, wenn man so wolle, ihr Gegenteil, ihr Ende, und sie müsse deshalb auch jetzt, in diesem Moment, noch einmal scheitern, wenn sie ihn zu formulieren, zu benennen versuche, könne ihn nur umkreisen wie ein schwarzes Loch, einen reißenden Strudel …“ (Seite 140)
Das Ende der Geschichte bleibt offen, es werden keine Erklärungen geliefert. Die Protagonistin beschreibt dies im Text mit den Worten:
… dass die ganze Geschichte auf keine Auflösung, kein Ende zulaufen würde. (Seite 127)
Die Bedeutung des letzten Satzes bleibt dabei rätselhaft:
Dann sieht sie, wie sich weit vor ihnen eine schimmernde Öffnung in der Luft anzeigt, ein Riss, ein Spalt, ein flimmerndes, instabiles Portal. (Seite 159)
Elmiger deutet in Interviews an, dass der abrupte Schluss ein bewusstes Stilmittel ist – ein Versuch, den Roman durch einen finalen Kniff entweder zu beenden oder von einem möglichen Kriminalfall in das Genre der Science-Fiction übergleiten zu lassen.