Da glauben wir heutige Menschen, die Ganzheitlichkeit entdeckt zu haben… doch schon Jahrhunderte bevor der Mensch sich auseinander dividierte, war Ganzheit ganz selbstverständlich!
Bunge führt uns mit diesem Band zurück in diese Einheit von Leib und Seele auf der Ebene des Gebets.
Gesten und Haltungen werden als Ausdrucksform der unkörperlichen Seele gesehen und in ihrer Tiefendimension gedeutet und im Kontext der Heilsgeschichte verortet.
Ebenso gibt es die andere Dimension, dass der Leib durch Geste und Haltung die ‘flügellahme’ Seele wieder ‘in Schwung’ bringt.
Viel Vergessenes aus der Zeit der Wüstenväter, das das Christentum geprägt und ausgemacht hat, im Laufe der Geschichte und Jahrhunderte entweder verloren ging oder zur leeren Hülse mutierte, wird hier ans Licht geholt, erklärt und in ihrer Sinnhaftigkeit gedeutet.
Bunge macht Mut und regt dazu an, sich wieder mit der Quelle zu verbinden und aus ihr zu schöpfen - und dem ‘bloss bequemen Gebet im Sitzen’, die anderen Formen zur Seite zu stellen.
Spannend für mich, wie massvoll die Wüstenväter dachten und lehrten, die man doch eher als ‘Hochleistungsaszeten’ im Kopf hat!
Das Geschriebene ist nicht einfach Theorie, sondern Anleitung zur Praxis - aufgrund eben dieser Theorie - und damit ein Schlüssel zur Belebung der eigenen Gebetszeiten.
Im Nachwort geht der Autor auf die heute von vielen praktizierte Zen-Meditation ein, wie weit sie sich (und ob überhaupt!) tatsächlich als Christ losgelöst vom Buddhismus leben lässt. Das war eine sehr interessante, erhellende Argumentation. Auch wenn er verneint, tut er dies ohne Polemik und Ablehnung - jedoch stringend auf dem Hintergrund des Ausgeführten. Konsequenterweise folgen am Schluss praktische Hinweise, die in der Umsetzung helfen.