Die Geschichte startet wirklich spannend, die Idee, dass Kaythara bei blosser Berührung ihrer Haut jemanden töten kann, ist faszinierend und weckt sofort Neugier. Kaythara wird in eine Welt voller Vampire, Prinzen und mystischer Kreaturen gezogen und muss lernen, das volle Potenzial ihrer Gabe zu entdecken und einzusetzen, während sie gleichzeitig versucht, die Intrigen und Gefahren dieser Welt zu überstehen. Zu Beginn bietet die Handlung noch etwas Tiefe und ein solides Worldbuilding, doch schon nach etwa einem Drittel geht das verloren.
Leider wird die Handlung zunehmend chaotisch und abstrus. Probleme werden oft auf sehr einfache oder unlogische Weise gelöst, und man wird nur noch von Szene zu Szene gerissen, ohne dass ein echter Spannungsbogen bleibt. Auch die anderen Hauptcharaktere werden zunächst interessant eingeführt, doch sobald ihre Rollen wachsen, wirkt alles überladen, beispielsweise Mordan, einer der Jahreszeiten-Vampir-Prinzen, verfügt über tausende Fähigkeiten und nebenbei wechselt er mehrfach seine Augenfarben, von violett zu grün zu rot, ohne dass Kaythara es bemerkt oder das Buch darauf eingeht. Allgemein wirkt Kaythara sehr unaufmerksam, fast so, als würde sie an Amnesie leiden. So werden ihr gewisse Dinge, wie beispielsweise was eine Blutlady ist, von Mordan erklärt, nur damit sie es einige Seiten später bereits wieder vergessen hat, und das Ganze nochmals von Danmor erklärt wird.
Ein weiterer Punkt ist Kaytharas Kindheit, die sehr verwirrend dargestellt wird. Einer der Könige wusste durch einen Seher, dass ein Kind mit der Todesgabe geboren werden würde. Er wartete darauf, das Baby in seine Obhut zu nehmen, bis die leiblichen Eltern versuchten, es zu töten, weil sie kein verfluchtes Kind haben wollten. Dabei stellt sich die Frage, woher die Eltern wussten, dass ihr Baby diese Gabe haben würde, obwohl sich die Todesgabe erst entwickelte, als Kaythara vier Jahre alt war und längst bei Adoptiveltern lebte. Solche Widersprüche machen die Geschichte teilweise schwer nachvollziehbar.
Auch die Romanze zwischen Danmor, der übrigens Mordans Bruder ist, und Kaythara entwickelt sich sehr schnell und wirkt oberflächlich. Anfangs spüren sie lediglich eine gegenseitige Anziehung, doch plötzlich sind da ohne nachvollziehbare Gründe tiefe Gefühle füreinander. Alles wirkt eher gezwungen, um eine smexy Szene einzubauen. Auch das No-Touchy-Touchy-Problem, das Kaytharas Gabe eigentlich unmöglich machen würde, wird durch einen simplen Blut-Austausch gelöst, wodurch die Ausgangsidee stark an Wirkung verliert.
Darüber hinaus wirkt die Handlung stark von anderen Werken inspiriert, ohne eigene Substanz: Der Aufbau der Vampire mit speziellen Fähigkeiten erinnert an Twilight, die Rudelwölfe verstärken diesen Eindruck, einige Rückblenden wirken wie Vampire Diaries, und die Spiele am Ende lassen stark an Hunger Games denken. Die Grundidee mit Kaythara ist toll, aber die Autorin wirkt am Ende ideenlos, hat deshalb Elemente anderer Geschichten übernommen und schlecht integriert, was dem Buch mehr geschadet als geholfen hat.
Fazit: Das Buch startet spannend und hat eine interessante Grundidee, verliert aber durch chaotischen, abstrusen Handlungsverlauf, überladene Charaktere, widersprüchliche Elemente und oberflächliche Übernahmen anderer Werke jede Tiefe. Man wird von Szene zu Szene gerissen, und die ursprüngliche Spannung geht weitgehend verloren. Insgesamt ein Buch mit Potenzial, das leider nicht ausgeschöpft wurde.