Annas Weg als Bauerntochter im Emmental, geboren im Jahr 1869, war vorbestimmt, wie für viele junge Frauen in der damaligen Zeit: Einen Mann finden, heiraten, Kinder kriegen, hart arbeiten. Anna konnte sich dies durchaus vorstellen, und zwar mit Paul, für den ihr Herz schneller schlug. Dann durchkreuzte das Leben ihre Träume, denn der Wirt der „Krone“ in Zäziwil, wo sie arbeitete, verlor seine Frau und stand allein mit den Kindern und dem Gasthaus da. Er bat Anna, von der Küche in die Stube zu wechseln. Anna liess ihr Pflichtbewusstsein über das Herz entscheiden und wurde sodann mit 25 Jahren Ehefrau, Mutter von acht Kindern und Wirtin. Paul war zutiefst enttäuscht und verliess die Schweiz. Es kam erst Jahrzehnte später zu einem Wiedersehen…
Erster Eindruck: Auf dem Cover eine Frau in einer Berner Tracht – gefällt mir. Der Buchtitel mit einem gespiegelten „N“ ist überraschend.
Die Autorin erzählt die Geschichte von ihrer Ururgrossmutter Anna, beginnend im Jahr 1894. Anna war eine starke Frau, die sich immer darin schickte, aus dem Vorhandenen das Beste zu machen. Auch wenn es nicht zu ihren eigenen Gunsten war. Es ist aus heutiger Sicht sehr schwer vorstellbar, den Weg, den Anna eingeschlagen hat, nachzugehen. Als 25-jährige Frau einen achtfachen Vater zu heiraten und somit von jetzt auf gleich Mutter zu sein? Das nenne ich mal ins kalte Wasser springen! Mir hat schier das Herz geblutet, als sie Paul ihre Entscheidung mitteilte – mir taten beide so leid!
„Am liebsten würde er das Leben verfluchen, Fritz eine reinhauen und Anna trotz allem heiraten. Seine liebe Anna.“
Sie schickt sich in ihr neues Leben und wächst an den Herausforderungen. Das Leben mit Fritz ist gut, doch denkt sie trotzdem immer wieder mal an Paul. Es hat sie traurig gemacht, dass er die Schweiz wegen ihr verlassen hat. Aber mit dem Schicksal zu hadern, nützt auch nichts. So vergehen die Jahre. Als Fritz verstirbt, steht plötzlich Paul wieder in der „Krone“ – was will er hier? Er sieht immer noch gut aus; die Jahre im Ausland scheinen ihm nicht geschadet zu haben…
Ich habe das Buch als E-Book gelesen. Dabei hat es einen QR-Code zu einer Website, wo zig Bilder über Anna und ihre Lieben abgebildet sind. Es lohnt sich absolut, diese anzusehen, denn so werden die Protagonisten lebendiger. Das Buch hat sich flüssig lesen lassen und ich sah das Ganze wie eine Gotthelf-Verfilmung vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich habe das eine oder andere Mal tief geseufzt, kurz innegehalten, den Kopf geschüttelt oder ein Tränchen unterdrückt und dann schnell weitergelesen. Ich würde wahnsinnig gerne noch viel über Annas Leben, ihre Entscheidungen, ihre Liebe und auch ihren Mut erzählen, aber ich will nicht spoilern. Daher: unbedingt lesen! Von mir gibt es 5 Sterne.