Katerina Poladjan lässt in «Goldstrand» aus allwissender Perspektive den etwa 60-jährigen italienischen Regisseur Eli in film- und traumähnlichen Sequenzen sein Leben Revue passieren.
Es ist eine unbeschwerte Lektüre, bei der mir gerade jene Bildhaftigkeit so gefallen hat. Wie Eli aus der Realität in seine Erinnerungen abtauchen und diese für andere lebendig nacherzählen kann, hat mir unheimlich gut gefallen. Es ist dabei kein Roman nach Schema F: Elis Leben geht weiter wie bisher, er überwindet keine Hindernisse, beginnt keine Romanze oder rettet die Welt. Er sehnt sich jedoch danach, mehr über seinen Vater zu erfahren, er bereut, selber kein guter Vater gewesen zu sein, er sucht nach Inspiration für einen neuen Film. Den roten Faden bilden die wöchentlichen Besuche bei seiner Psychologin.
Die direkte Rede verschmilzt beinah mit dem übrigen Fliesstext und hebt sich nur durch Absätze und den Wechsel hin zum «ich» vom Rest ab. Das kann am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sein. Zur zeitlichen Orientierung nutzt Poladjan insbesondere die Amtszeiten Berlusconis.
«Goldstrand» ist eine besondere Lektüre, die Menschen mit mehr Literaturkenntnis sicher viel Stoff für eine Analyse bietet und die wahrscheinlich auf ein ganz unterschiedliches Echo stossen wird.
Ich habe den ruhigen, schmalen Roman mit leiser Freude gelesen. Für mich eine wunderbare Alltagspause.