In ihrem neuesten Jugendroman schlüpft meine Lieblingsautorin Sarah Jäger in die Rollen von Ari (17) und Flint. Ari liest jeden Samstag den Bewohner*innen eines Altersheims vor, Flint leistet dort Sozialstunden. Wer erzählt unsere Geschichten, wenn wir es nicht selber machen? Diese Frage ist Ausgangspunkt für das vorliegende Buch. Ari beginnt aufzuschreiben, wer sie ist, was sie und ihr Leben ausmachen. Das ist Sarah Jäger einmal mehr so wunderbar authentisch gelungen. Ari wird vor unseren Augen lebendig, wir sehen sie praktisch vor uns. Sie beschönigt nichts, lässt höchstens Dinge weg, wie wir später erfahren. Toll ist auch die Form des Buches: Ari erzählt nicht chronologisch, sondern assoziativ. Dazu gehören Rückblicke in die jüngere und nicht mehr so junge Vergangenheit, quasi-Transkripte von Unterhaltungen mit ihren Lieblingsmenschen, Listen uvm. Das lockert die kurzweilige Lektüre weiter auf, verleiht ihr auch bei schwierigeren Themen etwas Unbeschwertes. Zudem sorgt der Cliffhanger am Anfang für ordentlich Spannung.
Berührend fand ich Aris Beschreibungen vom Zusammenhalt der Nachbar*innen im Gerberweg Nummer 5, zu denen auch ihre beiden besten Freunde, Mirjam und Milan gehören.
Ein rundherum grandioses Buch, das Jugendliche ernst nimmt, von erster Liebe, Zukunftsängsten, Familie, alltäglichem und weniger alltäglichem Gefühlswirrwarr erzählt, mit einer Protagonistin, die wir in ihrer Ungeduld, Ehrlichkeit und mit ihrer Energie einfach lieben müssen!
Für alle ab 14 Jahren.