Hochseekreuzfahrtschiffe sind schwimmende Städte. Sowohl Passagiere als auch Crew-Mitglieder hoffen dabei, den Bordarzt möglichst wenig zu sehen. Dies ist nicht persönlich gemeint, aber schliesslich ist niemand gerne krank. PD Dr. med. Reinhard Friedl hat jahrelang als Herzchirurg gearbeitet und ist als begeisterter Segler und Taucher zum Schiffsarzt geworden. Im Hospital gibt es Schnupfen, Frakturen, Herzinfarkte, aber auch rätselhafte Krankheiten, bei denen detektivischer Spürsinn gefragt ist. Hier gewährt er Einblicke in seine Arbeit.
Erster Eindruck: Ein schönes Cover, ein interessanter Buchtitel – was will ich mehr?
Ich habe selbst schon einige Flusskreuzfahrten gemacht, aber auf einem dieser Hochseekreuzfahrtschiffen war ich noch nie. Reizen würde es mich zwar schon, aber die Angst vor starkem Seegang ist zurzeit noch zu gross. Aber lesetechnisch (oder auch filmtechnisch) gehe ich gerne an Bord.
Sehr wichtig auf einem Schiff ist Pünktlichkeit. Dies muss Dr. Riedl auch früh lernen. Durch ein Missverständnis kommt er zu spät zurück an Bord und erfährt, was alles unternommen wird, wenn eine Person nicht zum geforderten Zeitpunkt erscheint. Ein weitreichendes Protokoll wird abgespult.
Sehr interessant, von den Dimensionen des Hospitals zu lesen und auch darüber, dass die wichtigsten Bestandteile noch als Notfallhospital in Koffern an einem anderen Ort gibt. Warum? Wenn eine Katastrophe die Klinik betrifft, kann dort nicht mehr gearbeitet werden. Daher kann dieses „Koffer-Hospital“ im wahrsten Sinne lebensrettend sein.
„Wer Meer hat, braucht weniger.“
Beeindruckend sind die Einblicke in die straffe Organisation des Schiffes: Was alles passiert, wenn ein Notfall gemeldet wird. Oder wenn der medizinische Notfall eine Ausschiffung erforderlich macht, was durch eine international tätige deutsche Agentur unterstützt wird: Die Agentur betreut über Kontaktpersonen den Patienten sowie die Angehörigen; die Betreuung endet erst, wenn ein Patient wieder zu Hause ist (auch wenn das Monate dauern sollte).
Auf einem Schiff arbeiten Menschen mit unterschiedlichster Herkunft auf engstem Raum zusammen. Ich fand es sehr interessant, dass jedes Crew-Mitglied einen kulturanthropologischen Crashkurs absolvieren muss.
Abschliessend möchte ich noch das „Hospital“ für das Schiff selbst erwähnen: Auch ein Schiff muss regelmässig zum Gesundheitscheck, und zwar in die Werft, wo es auf Herz und Nieren geprüft wird.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten: Es gab Einblicke hinter die Kulissen eines Grossbetriebes, berührende und fröhliche Geschichten, zeigte die Faszination des Reisens und die Fähigkeit, sich an kleinen Dingen zu erfreuen. Vielen Dank und wohlverdiente 5 Sterne!