Engler erzählt in seinem Debütroman von einer Familie, die geprägt ist von psychischen Erkrankungen: Schizophrenie, bipolare Störungen, Depressionen, Sucht. Schon die ersten Kapitel machen deutlich, dass hier nichts „normal“ im klassischen Sinn ist – und dass genau darin die Kraft dieses Buches liegt. Spannend fand ich vor allem die vielen psychologischen Aspekte, die Engler einfliessen lässt. Man merkt, dass er Psychologe ist, denn er schafft es, Fachwissen und persönliche Erfahrungen zu verweben. Das Buch lädt ein, über gängige Zuschreibungen und die Reduktion von Menschen auf ihre Diagnosen nachzudenken.
Beim Lesen habe ich allerdings auch gemerkt: Der Erzählstil ist nicht immer geradlinig. Teilweise musste ich mich neu sortieren, weil die Zeitsprünge und Szenenwechsel mich kurz rausgebracht haben. Das hat mich manchmal ein bisschen anstrengend lesen lassen. Gleichzeitig passt dieses „Verlorensein“ aber auch zum Thema – Wahnsinn, Brüche und Irrwege sind ja Teil der Geschichte.
Was mir wiederum richtig gut gefallen hat, ist Englers Sprache. Er kann schwere Themen erstaunlich leichtfüssig formulieren, schafft poetische Bilder und bringt zwischendurch fast schon spielerische Töne hinein. Gerade diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit hat mich dranbleiben lassen.
Mein Fazit
Botanik des Wahnsinns ist sicher kein Wohlfühlroman, sondern eine vielschichtige Auseinandersetzung mit familiärer Prägung, psychischer Krankheit und der Suche nach Identität. Dass Engler dabei nicht den glatten, linearen Erzählweg wählt, passt letztlich auch zum Thema: Wahnsinn und Ordnung, Klarheit und Verwirrung liegen eng beieinander. Wer Lust hat, sich auf einen intensiven, manchmal herausfordernden, aber lohnenswerten Roman einzulassen, sollte unbedingt hineinschauen.