Urlaub in einem Wellness-Resort oder auf einem Kreuzfahrtschiff ist nichts für Monisha Rajesh: Sie liebt Zugfahren. Sie verkündet ihrem Umfeld, dass sie die Welt in 80 Zugreisen umrunden will. Zusammen mit ihrem Verlobten Jem begibt sie sich auf diese Reise…
Erster Eindruck: Das Cover ist sehr farbenfroh und detailreich. Der Buchtitel – obwohl in grossen Buchstaben geschrieben – geht fast ein bisschen verloren. Mir gefällt das Cover sehr gut, da es aussergewöhnlich ist.
Die Autorin hat bereits in Indien 80 Zugreisen gemacht, und nun wollte sie in 80 Zügen um die Welt reisen. Interessante Idee. Wie sie wohl gerade auf diese Zahl gekommen ist? Sie erwähnt, dass man eine solche Reise nie vollständig im Griff haben könnte. Ich denke, genau das könnte mir Probleme machen.
Reiseroute: Von Europa werden gefühlt nur gerade Lourdes und Italien erwähnt. Danach ist man lesetechnisch schon bald in Asien, wo sich auch der Hauptteil der ganzen Reise abspielt. Ich hätte erwartet, dass sich die Ziele auf der Weltkarte ein bisschen besser verteilen.
Züge: Wenn jeweils die Namen der Züge genannt wurden, habe ich diese gegoogelt. So z.B. auch den Shinkansen, den es – Überraschung! – auch als HelloKitty-Version gibt. Sieht süss aus – und natürlich sehr rosa lach. Ich weiss zwar nicht, wie dieser Zug den Männern gefällt, aber da müssen sie halt eben durch… Die Pünktlichkeit der japanischen Züge ist bekannt. Die Reinigungscrew – das „Sieben-Minuten-Wunder“ – hat in sieben Minuten einen ganzen Zug gereinigt? Das müssen Dutzende von Mitarbeitern sein, anders geht es nicht. Mit dem Venice-Simplon-Orient-Express und dem Pullman Salonwagen kamen abschliessend zwei komfortable Züge ins Spiel, mit denen ich auch gerne reisen würde.
Schreibstil: Ich hatte den Eindruck, dass der Schreibstil immer wieder ein bisschen anders war. Vereinzelt humorvoll, fast poetisch, aber dann wiederum klagend, distanziert, fast arrogant. Ich fühlte mich zeitlich verloren im Buch, denn ich hatte keine Ahnung, ob 2 Wochen um waren oder schon 2 Monate. Da hätte ich mir grobe Angaben gewünscht. Wenn ich auf die Reiseerlebnisse der ersten 100 Seiten zurückblicke, bin ich froh, dass ich diese nur von zu Hause aus „miterlebe“, denn bis dahin schien mir alles nur ziemlich schmutzig, laut und eher unfreundlich.
Fazit: Zu Beginn der Lektüre habe ich mir gute Unterhaltung und Abenteuer, bequem von meinem Sofa aus, zu erleben erhofft. Dies wurde nur zum Teil erreicht: zu wenig Züge, zu wenig von der Welt, zum Teil zu viel Politik, zu viel Negatives von Seiten der Autorin (sie als Touristin hasst z.B. andere Touristen!?). Ich hätte mich gefreut, mehr über ihre Vorbereitungen zu erfahren. Rückblickend gesagt, hat sie eigentlich nur mit ihrem Verlobten Klamotten und einen Rucksack gekauft, die Wohnung zwischenvermietet und dann ging es los. Mich würde auch interessieren, wie viel Geld sie für die ganze Reise eingeplant haben. Welche Visa mussten sie beantragen? Wie oft mussten sie ihre Pläne ändern? Eventuell sogar ganz Länder aussparen, die sie eigentlich sehen wollten? All solche Dinge eben. Es ist kein Buch, das Fernweh bzw. Zug-Reiselust in mir weckte, sondern mich darin bestärkt, zu Hause zu bleiben. Knappe 3 Sterne.