Florence Given schreibt pointiert, klar und sehr nah an der Realität darüber, wie Frauen sich von patriarchalen Erwartungen lösen können. Es geht nicht nur um Feminismus im Außen, sondern auch um das Heilen im Inneren: die eigene patriarchale und misogyne Seite zu erkennen, die wir alle durch Sozialisation und jahrhundertealte Strukturen verinnerlicht haben – und sie bewusst zu hinterfragen. Sie zeigt, wie Frauen noch immer in Rollen gedrängt werden: hübsch sein, gefallen, verfügbar sein. Stattdessen fordert sie dazu auf, Grenzen zu setzen, sich selbst wichtig zu nehmen und Schönheitsnormen abzulegen. Ihre Worte über emotionale Arbeit und Consent sind direkt, unbequem, manchmal plakativ – aber gerade das macht den Ton so kraftvoll. Ein Buch, das nicht nur junge Frauen bestärkt und zum Nachdenken anregt – auch über eigene Muster.
Es liest sich wie ein Werkzeugkasten: Das innere Kind wahrnehmen, eigene Bedürfnisse ernst nehmen, Self Care als tiefere, bio-psycho-soziale Praxis verstehen – nicht als oberflächliche Wellness-Produkte, sondern als ehrliche Auseinandersetzung mit Schmerz, Angst und Traurigkeit. Konkrete Tipps machen Mut: Tagebuch schreiben, allein essen gehen, weinen und loslassen, sich Zeit nehmen, kreativ sein und stolz auf das eigene Schaffen werden.
Stark sind auch Givens Gedanken zu Beziehungen: Menschen ziehen lassen, die nicht guttun oder klein machen; aufhören, andere Frauen zu shamen; Respekt und Gleichwertigkeit als Grundlage leben. Und: Eine Frau braucht keinen Mann, um vollständig zu sein – „I am the love of my life“.
Ein Buch, das gleichzeitig wütend, befreiend und bestärkend ist – und klar macht, dass Selbstermächtigung, Heilung und Feminismus Hand in Hand gehen.