„Endling“ von Jasmin Schreiber hat mich auf eine ganz besondere Art berührt. Der Roman spielt im Jahr 2041, in einer Welt, die unter den heftigen Folgen des Klimawandels leidet – und unter autokratischen Regimen. Die Welt hat schon sechs Pandemien hinter sich. In einer davon starb der Familienvater der Protagonistinnen.
Die Geschichte beginnt bei der 36-jährigen Zoe, die während der Abwesenheit ihrer alkoholkranken Mutter auf ihre jüngere Schwester Hanna (16) und die eigenwillige Tante Auguste aufpassen muss. Der Plot nimmt eine spannende Wendung, als eine Freundin der Tante verschwindet und die drei Frauen sich auf die Suche nach ihr machen. Hier beginnt ein ungewöhnlicher Road-Trip, erzählt von Zoe, der einfühlsamen und geduldigen Wissenschaftlerin. Auf der Reise entwickelt sich eine konfliktträchtige und gleichzeitig berührende Familiendynamik. Ihre Reise nach Südtirol und Schweden führt nicht nur in mystische Gebiete, sondern ist auch emotional bewegend.
Was mir besonders gefallen hat, ist der Schreibstil von Jasmin Schreiber. Er ist leicht und umgangssprachlich, einfach angenehm zu lesen. Gleichzeitig behandelt sie ernste Themen und zwar so, wie es Zoe, als detailverliebte Wissenschaftlerin, eben macht: Wissensexkurse und Exkurse in die politische Lage und Misslage der Frauenrechte. Die Orte, die sie Aufsuchen, sind durchaus mystisch und die Auswirkungen unerklärlich. Gehört der Roman schon in das Genre des magischen Realismus? Vielleicht.
Alles in allem fühlt es sich mehr wie ein Gespräch mit einer guten Freundin an, die einem Geschichten erzählt und dabei wichtige Dinge anspricht. Ein berührender Familienroman in den 2040ern und wie man in einer Welt lebt, in der es keine Rotkelchen mehr gibt, keine Weinbergschnecken und keine Libellen. Es ist traurig, aber man lebt eben in dem, was sich entwickelt hat. Ein spannender Einblick in eine Zukunft die mir so nicht gefallen würde.