„Der begrabene Riese“ von Kazuo Ishigu bewegt sich zwischen Fantasy und historischem Roman. Ishiguro entführt uns in das England des sechsten Jahrhunderts, eine Zeit geprägt von Dunkelheit und Unsicherheit nach einem barbarischen Bürgerkrieg. Doch anstelle einer klaren Erzählung über Helden und Abenteuer präsentiert uns der Autor ein vielschichtiges Geflecht aus Erinnerungsfetzen, ständigem Schmerz, Abenteuerreise und dem Nebel des Vergessens.
Axl und Beatrice sind seit vielen Jahren ein Paar. In ihrem Dorf gelten sie als Aussenseiter, und man gibt ihnen deutlich zu verstehen, dass sie eine Belastung für die Gemeinschaft sind. Also verlassen sie ihre Heimat in der Hoffnung, ihren Sohn zu finden, den sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben. Ihre Reise ist voller überraschender Begegnungen und Gefahren, und bald ahnen sie, dass in ihrem Land eine Veränderung heraufzieht, die alles aus dem Gleichgewicht bringen wird, sogar ihre Beziehung.
Die Welt, die Ishiguro erschafft, ist von rätselhaften Elementen durchzogen: Drachen, magische Nebel und archaische Wesen, die entscheidend zur Atmosphäre beitragen, und mich von Anfang an in den Bann zogen. Was besonders heraussticht, ist die emotionale Tiefe, die er seinen Figuren verleiht - diese Last ist beim Lesen spürbar geworden. Während der Autor seine Figuren durch ein apokalyptisches England irren lässt, entfaltet sich langsam, wie Ishiguros rätselhafte Geschichte von verdrängter und vergessener Barbarei an unsere Gegenwart anklopft.
Die Schlussszene ist grandios - einfach unvergesslich.