Der Text ist aus 2 Perspektiven geschrieben: Einerseits erfahren wir aus Sicht von Alice ihre Erlebnisse im Jahr 1973, andererseits erfahren wir etwas über die Familie ihres Sohnes Luke rund 30 Jahre später. Diese Aufteilung, nämlich dass man abwechselnd ein Kapitel über Alice und eines über Luke liest, ist eigentlich noch clever gemacht und der Lauf der Handlung ist gut verständlich. Dass sich diese zwei Geschichten gegen Schluss verknüpfen, liegt auf der Hand, aber dazu später.
Alices Geschichte spielt in den 1970er Jahren in London und thematisiert das Leben Jugendlicher, familiäre Probleme, die erste Liebe, die junge Kunstszene, aber auch Depressionen und den Umgang mit Druck. Diese Geschichte fand ich recht unterhaltend und auch ziemlich plausibel. Mit der Geschichte, die rund 30 Jahre später spielt, konnte ich mich jedoch gar nicht anfreunden, auch wenn das zentrale Thema der Adoption mich eigentlich interessiert hätte: Die Figuren sind alle sehr oberflächlich und klischeehaft dargestellt (besonders hübsche Frauen, äusserst erfolgreiche Männer, sehr berühmte Künstler, die böse Adoptivmutter,…) und die Geschichte konnte mich – vielleicht auch deshalb – nie wirklich berühren. Auch die überspitzten pseudowissenschaftlichen Zitate zu Beginn der «Luke»-Kapiteln liessen schnell das Gefühl von Oberflächlichkeit und übertriebener Dramatik aufkommen. Ein weiterer Grund, warum mich die Geschichte nicht überzeugen konnte, ist vielleicht auch, dass ich aufgrund des Covers und des Klappentextes eine ganz andere Erwartung an den Text hatte. Während uns der Umschlag eine verträumte Liebesgeschichte erwarten lässt, ist der Text zwar schon ein bisschen Liebesgeschichte, aber auch ein bisschen Drama, ein bisschen Entwicklungsgeschichte, ein bisschen vielleicht sogar Thriller. Aber eben, von allem nur «ein bisschen», aber nichts richtig. Mir fehlte der Tiefgang. Auch war die Geschichte meiner Meinung nach einfach «zu viel künstliche Dramatik» und «zu wenig Inhalt», was z.B. daran festgemacht werden kann, dass in jedem Kapitel mehrmals auf übertriebene Weise auf eine bevorstehende Katastrophe hingewiesen wird.
Das Ende – das ich hier natürlich nicht verraten werde - konnte mich dann etwas versöhnlich stimmen. Allerdings weiss ich nicht, ob ich ohne den «Book Circle» überhaupt bis hierhin durchgehalten hätte… Von mir deshalb nur (aufgerundete) 2 von 5 Bücher-Herzchen.