‘Im Reich der Schuhe’ von Spencer Wise ist ein Coming-of-Age Roman, der in einer Schuhfabrik in China spielt. Der 26-jährige Alex arbeitet seit einem Jahr in der Schuhfabrik seines Vaters als Schuhdesigner, und wird zu Beginn der Geschichte ziemlich unerwartet zum Partner erklärt. Trotzdem steht er weiterhin im Schatten des Vaters (des Kaisers der Schuhe), und wird von ihm herumkommandiert. Erst als er eine der Arbeiterinnen, Ivy, die aber nicht eine «normale» Arbeiterin, sondern überaus gebildet ist, näher kennenlernt, lernt er auch sich selber kennen. Gemeinsam fahren sie nach Beijing auf den Tian’anmen Platz, wo Ivy ihm erzählt, was sie dort 1989 erlebt hatte. Alex wird sich bewusst, wie ER in seiner Fabrik in China produzieren will.
Der Roman ist durchwegs aus Alex’ Perspektive geschrieben. Er beginnt mit einer detaillierten Einführung aller Protagonisten, der erste Teil zieht sich deshalb auch etwas in die Länge. Der zweite und dritte Teil werden jedoch ereignisreicher und lassen den Leser / die Leserin dann kaum mehr los. Man lernt viel über das heutige China und wie und v.a. unter welchen Bedingungen unsere Schuhe (und wohl auch die vielen anderen Gegenstände des täglichen Gebrauchs, die wir aus China importieren) produziert werden, und das ist nicht ein besonders schöner «Anblick». Aber ein bisschen etwas lernt man auch über das Judentum (Alex und sein Vater sind Juden aus Amerika). Trotz der anfänglichen Längen hat mir das Buch am Schluss gefallen. Ich kann es jedem*r empfehlen, der/die einen anderen Blick in einen kleinen Aspekt des chinesischen Alltags werfen will.