Konditorin Christina hat sich ihren Traum von einem eigenen Café erfüllt. Dort hängen etliche Aquarelle, die sie von ihrem Vater erhalten hat. Er hat früher viel gemalt, doch seit er an Demenz erkrankt ist, verschwindet er immer mehr in seiner eigenen Welt. Als er plötzlich nach seinen Malutensilien fragt, findet Christina diese in seinem Arbeitszimmer nebst einem Gemälde, was nicht von ihrem Vater stammen kann. Wer hat dieses faszinierende Kunstwerk erschaffen? Christina begibt sich auf die Suche, rein örtlich nach Rügen, aber gedanklich weit in die Vergangenheit der Familie…
Erster Eindruck: Das Cover mit den alten Dokumenten und den Backutensilien gefällt mir sehr gut.
Das Buch spielt auf mehreren Zeitebenen: 1917, 1942, Gegenwart. Der Wechsel in die Vergangenheit ist jeweils gut angegeben. Es gibt ein Wiedersehen mit Protagonisten aus anderen Insel-Romanen.
Christina ist von ihrem Mann getrennt; die Scheidung steht bevor. Doch sie hat sich gut damit arrangiert, sie hat momentan sowieso keinen Kopf für eine Beziehung, denn das Führen ihres Cafés sowie die Tatsache, dass ihr Vater an Demenz erkrankt und in einem Pflegeheim untergebracht werden musste, füllen ihre Tage gänzlich aus. Aber der römische Amor kümmert sich nicht darum, ob jemand für die Liebe bereit ist. Lukas, ein früherer Arbeitskollege ihres Vaters, hat erfahren, dass sie getrennt ist und lädt sie auf einen Kaffee ein. Er hat vor zehn Jahren bereits sein Glück bei Christina versucht, aber sie fand ihn damals zu jung. Am Altersunterschied hat sich natürlich nichts geändert, aber ganz offensichtlich an Christinas Einstellung. Sie willigt zum Kaffee ein. Lukas‘ polnische Familie ist schon sehr darauf gespannt, ob die beiden nun endlich zusammenkommen.
Was mich sehr berührt hat, war die Demenz des Vaters bzw. wie insbesondere Christinas Mutter damit umgeht. Es muss schlimm sein, den Partner jeden Tag ein bisschen mehr zu verlieren. Er weiss plötzlich nicht mehr, wer sie ist, verwechselt sie mit seiner Mutter. Die Krankheit zu akzeptieren, muss für die Angehörigen enorm schwer sein. Sich um den Kranken zu kümmern und sich selbst dabei nicht aufzugeben, ist eine grosse Aufgabe.
Demenz, Kunst, Vergangenheit, Zweiter Weltkrieg, Familie und Liebe sind einige der angesprochenen Themen. Das Buch (mit Rezepten im Anhang) hat sich wie gewohnt flüssig lesen lassen. Schön für zwischendurch, aber leider auch nicht mehr. 3 Sterne.