Bürgerliches Good Girl trifft auf royalen Bad Boy - das klingt nach einer märchenhaften Geschichte. Wer jetzt mit viel Romantik, einer berührenden Geschichte und einer Prise Herzschmerz rechnet, wird höchstwahrscheinlich enttäuscht sein. Warum? Das erzähle ich euch weiter unten.
Meine Meinung:
Anfangs bin ich gut ins Buch hineingekommen. Wir Leser*innen werden gleich in die Geschichte hineingeworfen und erleben mit, wie Clara und Alexander sich zum ersten Mal treffen. Ihre erste Begegnung verläuft ziemlich süss und ja, auch ein wenig heiss, was durchaus Lust auf mehr macht. Allerdings wurde es mir dann schnell zu viel an Erotik…
Das Buch wird aus Claras Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist ziemlich flüssig, was mir gut gefallen hat, wären da nicht immer wieder diese vulgären Ausdrücke gewesen. Hätte einmal ein wenig Romantik aufkommen können, wurde sie garantiert durch solche Ausdrücke zerstört. Das war leider überhaupt nicht nach meinem Geschmack.
Während der Geschichte kommen einige spannende und wichtige Themen auf, z.B. wie es ist, ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen, der Umgang mit Paparazzi, dem Dilemma zwischen Erwartungen anderer Personen und eigenen Wünschen, Schuld oder Essstörungen. Leider wurden diese Themen sehr oberflächlich und schnell abgehandelt, eine tiefere Auseinandersetzung der Charaktere mit diesen Themen fand nicht statt. Hier, fand ich, wäre noch viel Potential vorhanden gewesen.
Ein Grund dafür ist sicherlich der Plot - der sehr sehr viel Erotik und sehr sehr wenig Handlung beinhaltet. Die beiden Protagonisten fallen gefühlt in jedem Kapitel übereinander her, weshalb sich einige Szenen manchmal fast ein wenig wiederholen. Eine wirkliche Handlung konnte ich nicht erkennen - mal redeten die beiden nicht mehr miteinander, und in der nächsten Szene landeten sie schon wieder im Bett, um sich danach wieder aus dem Weg zu gehen… Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass mich die Geschichte kaum emotional berühren konnte - was für mich ein absolutes Must ist in einem guten Liebesroman.
Ausserdem findet bei den Protagonisten kaum eine Charakterentwicklung statt. Zwar hat Clara wegen ihres Exfreundes eine schlimme Zeit durchgemacht und will sich nie wieder so furchtbar behandeln lassen - aber Alexanders Verhalten, das auch nicht gerade mit einem liebevollen und rücksichtsvollen Partner zu vergleichen ist, duldet sie ohne Probleme. Am liebsten hätte ich sie geschüttelt, damit sie Alexander einmal klar macht, dass er nicht so mit ihr umgehen kann - aber vermutlich war sie zu eingenommen von ihrer Lust und ihrem Verlangen, um so etwas zu denken. Und Alexander? Ich erlebte ihn als ziemlich besitzergreifend, rücksichtslos gegenüber Claras Gefühlen und sehr… nun ja… er dachte oftmals nur an das eine. Zwischendurch blitzten zwar die schwachen und verletzlichen Seiten der beiden auf, aber dann ging es wieder nur um… Nun ja, ihr wisst schon was.
Unter diesen Umständen blieben auch die Nebencharaktere recht farblos. Obwohl ich z.B. gerne mehr über Alexanders Bruder Edward und Claras beste Freundin Belle erfahren hätte, blieben ihre Geschichten am Rande. Das Ende verspricht zwar eine lesenswerte Fortsetzung, aber ich bezweifle, dass mich der zweite Band nach dem Lesen des ersten Teils überhaupt reizen würde…
Fazit:
»Royal Passion« ist ein Roman über einen royalen Bad Boy und ein bürgerliches Mädchen, der zu einem Grossteil aus erotischen Szenen besteht. Mir fehlte es an einer spannenden Handlung, einer romantischen und berührenden Liebesgeschichte und an Charakterentwicklung - deshalb gibt es leider nur zwei von fünf Sternen von mir.