Ich bin in das Buch gestartet mit dem Wissen, dass es sich um ein Buch handelt, welches zur Covid19 Pandemie spielt und aufgrund dieser Pandemie die Protagonistin Dora von der Stadt aufs Land zieht. Was ich nicht erwartet habe, ist der Fokus im Allgemeinen auf Politik und die Ansichten verschiedener Menschen auf diese. Dora als Protagonistin, die von ihrem Freund aus Berlin flieht, da er sehr klimaaktivistisch und sobald Corona ausbricht, auf diesem Gebiet radikal wird auf der Seite, dass man sich zuhause einschliessen soll und keinen unnötigen Kontakt mehr nach draussen haben soll. Im Dorf angekommen, findet Dora einen Nazi als Nachbarn vor, der auch von sich selbst aussagt, dass er der Dorf-Nazi ist, und ein Herr, der dadurch auffällt, dass er rassistische Witze reisst. Der Fokus des Buches liegt nun darauf, wie Dora sich im neuen Alltag versucht zurechtzufinden mit den Nachbarn, dem Fakt, dass sie ein eigenes Grundstück besitzt, das renoviert werden muss und natürlich Corona und die Massnahmen des Lockdowns.
Meiner Meinung nach werden im Buch zu viele verschiedene Themen angesprochen, so dass einzelne untergehen. Auch scheinen einzelne Handlungsstränge nicht weitergeführt zu werden und gehen gegen Ende des Buches unter, ohne dass diese noch einmal thematisiert werden. Ausserdem endet das Buch für mich mit zu vielen offenen Fragen.
Die Protagonistin kam für mich oft sehr realitätsfern vor, indem sie Entscheidungen aus dem nichts fällt, sich keine Gedanken macht um ihre nahe Zukunft und oft einfach alles hinnimmt und es vor sich her schiebt. Ein solches Verhalten ist nicht per se etwas schlechtes, aber wenn es um existenzielle Themen handelt, wie zum Beispiel die Finanzierung des eigenen Lebens, denke ich schon, dass man nicht warten kann, bis man kein Geld mehr auf dem Konto hat und erst dann beginnen, zu überlegen, wie man jetzt aus dieser Situation kommt. Auch ihre Gedanken sind sehr sprunghaft und ändern sich von einer Sekunde auf die andere, ohne dass man wirklich versteht, warum das jetzt genau geschieht.
Trotz allem bin ich sehr zufrieden mit der Geschichte. Es ist kein Buch, das in meine normale Komfortzone fällt, aber es hat mich sehr unterhalten und mich auch dazu angeregt, mich zu gewissen Themen Gedanken zu machen. Zusammen mit dem sehr flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil von Juli Zeh war es eine sehr angenehme Leseerfahrung und ich würde das Buch auch jedem weiterempfehlen, unabhängig davon, welches Genre man normalerweise liest.