Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Luise, das 15 jährige Mädchen einfacher Herkunft, kommt als Hausmädchen nach Zürich in den Haushalt von Lydia Welti-Escher. Die Dame des Hauses ist die Tochter von Alfred Escher und Ehefrau von Emil Welti, dem Sohn des Bundesrates Welti.
Luise wird in die persönlichen Dienste von Lydia Welti gestellt, zuständig für alle persönlichen Dienstreichungen wie Servieren und Abräumen von Essen, Tee, das Kämmen, die Feinwäsche etc.
Der Roman wird aus der Sicht des Hausmädchens Luise erzählt. Die Hauptperson in ihrem Leben ist Lydia Escher, welche von Kunst begeistert ist. Die Erzählung ist vor allem der Beziehung zwischen den Eheleuten, sowie der Beziehung, die sich zwischen der Ehefrau und dem Maler Karl Stauffer anbahnt gewidmet, letztlich dem Skandal um Lydia Escher und den Folgen daraus.
Lukas Hartmann erzählt sehr lebendig. Er flicht historische Gegebenheiten mit einer grossen Leichtigkeit in die Erzählung ein. Dadurch, dass er Luise, das Zimmermädchen von Lydia Escher, erzählen lässt, erhält man einen starken und guten Einblick in das Leben der gehobenen Gesellschaft von damals. Die Personen sind stark geschildert. Auch das Hausmädchen wird gut charakterisiert, seine Entwicklung im Zeitraum von gut 5 Jahren, welche der Roman umspannt. Keine einfach nur glatten Persönlichkeiten, wie man sie sich in der jeweiligen Rolle vielleicht ausdenken würde, sondern Menschen mit Stärken, mit Ecken und Kanten - oder Menschen, welche trotz den unangenehmen Charakterzügen auch Sanftheit und Menschlichkeit an den Tag legen können.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es liest sich sehr leicht, man hat Lust immer wieder weiterzulesen.
Und was Frau Lydia in ihrer steilen, aber engen Schrift schrieb, klang ungewohnt enthusiastisch: Die Luft rieche nach Fortschritt, die Auswahl in den Kleidergeschäften sei überwältigend und der Turm des Ingenieurs Eiffel für die Weltausstellung, die im Mai eröffnet werde, sei schon fast fertig, ein Monstrum aus Eisen eigentlich, aber imposant, so etwas bringe man wohl nur in Paris zuständig.
(in einer Klinik, in welche Luise ihre Lydia während deren Aufenthalt zu begleiten hatte)
Luise bezog das Zimmer direkt neben dem von Frau Lydia. In einem so schönen Raum hatte sie noch nie gewohnt. Die Fenster, die ebenfalls auf den Hof gingen, hatten die gleiche Grösse wie nebenan, die Vorhänge waren aus dem gleichen luftigen Stoff.
(Anmerkung kaba: Die Bediensteten hatten allgemein nur Zimmer mit kleinen Fenstern. Viele und grosse Fenster waren teuer - von daher kommt auch der Ausdruck "Geld aus dem Fenster werfen)