Der Zirkus von Girifalco ist ein ungewöhnliches Buch und hat mich nicht nur überrascht sondern auch gefesselt.
Anders als in anderen Büchern gibt es nicht einen speziellen Protagonisten, sonder ein ganzes Dorf mit seinen Bewohnern die man bei ihrem Leben, leiden und lieben begleiten darf. Dabei sind die beschriebenen Konflikte und Herausforderungen denen sich die Personen zu stellen haben durchaus kontrovers und auch nicht immer ganz gesellschaftsfähig. Auch reduziert sich der Autor nicht nur auf eine spezielle Gruppe, sondern wir können eine Jungen folgen und dessen Mutter, die auf Grund der unehelichen Herkunft des Kindes ausgegrenzt werden. Da ist ein geistig eingeschränkter Junge der in der nahe gelegenen Nervenheilanstalt wohnt, ein durchaus pikanter Schneider, zu dem ich nicht zu viel verraten will und ein Spieler mit verstümmelter Hand. Bei allen Personen erfahren wir wie es zu ihren Problemen kam und man begleitet sie bei deren Bewältigung. Ach ja meine besondere Favoritin ist eine sehr bösartige Frau, die ihrer verflossenen Liebe hinterher trauert und sich sehr menschlich verhält. Ja und dann ist da natürlich auch noch der Zirkus der in die Stadt kommt und irgendwie als Katalysator für das ganze Dorf und der Problembewältigung wirkt.
Das Buch ist wunderbar geschrieben. Die Personen ganz hervorragend und nicht immer politisch korrekt herausgearbeitet und alle Handlungsstränge und es sind doch einige finden ihr Ende und finden zusammen bilden ein großes Ganzes und keiner geht verloren. Ich bin ja sowieso ein Fan vom Verlagshaus Kiepenheuer & Witsch und hier hat der Verlag einmal mehr sein außergewöhnliches Händchen für besondere Bücher bewiesen. Wer also gerne mal zu etwas anderem als der bewährten Bestsellerliste oder einem Krimi greifen will, sollte K&W immer im Auge behalten es lohnt sich.