Der Buchtitel ist Programm: „111 Bibeltexte, die man kennen muss“ – modern interpretiert von Andreas Malessa. Ein provokanter Aufkleber: „Kann denn Bibel lustig sein?“
Erster Eindruck: Ein sehr schönes Coverbild, drinnen sehr viele Farbfotos – gefällt mir sehr gut.
Zuerst muss ich sagen, dass für meine Lesegewohnheit der Bibeltext auf der falschen Seite ist, nämlich rechts, denn ich lese zuerst den Bibeltext (der für meinen Geschmack übrigens ziemlich klein geschrieben ist) und dann lese ich den Kommentar des Autors. Aber durch den Aufbau der 111er-Reihe ist es wohl gegeben, dass das Bild jeweils rechts ist. Nun denn. Die Bilder gefallen mir übrigens sehr gut; ich verweile jeweils einen kurzen Moment bei ihnen.
Hier ein paar der Texte bzw. Textpassagen, die ich mir angestrichen habe:
8) Blindlings irgendwohin zu „Die Berufung Abrahams“: Dieses Urvertrauen beeindruckt mich. Für mich als jemand, der stets auf Sicherheit bedacht ist, wäre so eine Ungewissheit schlecht auszuhalten.
36) Weniger ist effektiver zu „David und Goliat“: Hier hat mir die moderne Interpretation gut gefallen. Die Vorstellung, dass die Praktikantin, die gnädigerweise den Kaffee in die ach so wichtige Sitzung reinbringt, einfach mal die Lösung hat und damit all die hochdotierten Chefs an die Wand spielt, gefällt mir.
55) Einverstanden zu „Mariä Verkündung“: Hier möchte ich das Fensterbild ansprechen. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich in Kirchen die Fensterbilder – wahre Kunstwerke! – ansehe. Da stecken so viele Details drin und je nach Lichteinfall gibt es ganz schöne Lichtspiele im Innern der Kirche. So etwas mag ich sehr gerne. Wir haben bei uns im Ort mehrere Kirchen, und eine davon ist sehr modern – auch mit modernen Kirchenfenstern. Auch das gefällt mir persönlich wahnsinnig gut.
68) Ungerecht zu „Die Arbeiter im Weinberg“: Ja, ich gebe es zu, dass ich das ungerecht finde, wenn einer, der nur eine Stunde arbeitet, gleich viel erhält, wie derjenige, der den ganzen Tag gearbeitet hat. Aber korrekt ist es, da vereinbart wurde, für die Arbeit ein Silberstück zu geben. Es hiess ja nicht, dass dies der Lohn pro Stunde oder pro Tag sei. Der wichtigste Punkt ist hier für mich, dass ich mich nicht vergleichen sollte, was mir immer wieder schwer fällt, denn beim Vergleichen mit anderen ziehe ich oft den Kürzeren. Aber ich arbeite daran…
100) Religionstoleranz zu „Der Tod des Stephanus“: Es ist für mich erschütternd, dass es auch im 21. Jahrhundert immer noch Steinigungen gibt. Eine grauenhafte Vorstellung. Ich werde wohl auch nie verstehen, warum manche Menschen die anderen Religionen nicht tolerieren wollen. Dieser Anspruch, dass nur die eigene Religion „die einzig Richtige“ ist – verstehe ich nicht.
Der Kommentar des Autors ist manchmal sehr salopp geschrieben, was mich überrascht hat. Ich bin absolut für zeitgemässe Sprache, aber gewisse Wörter/Ausdrücke waren mir dann zu leger. Aber mir hat der zuweilen trockene Humor gut gefallen, der sich z.B. auf S. 22 zeigt: „Blitzschnell war der Berliner Grossflughafen fertig […]“ (nun gut, im Vergleich zum Turmbau zu Babel stimmt das ja schon – es ist eben alles relativ grins). Dies ist ein Buch, das seine Zeit braucht. Es ist keines, das ich eben mal so „runterlesen“ wollte. Es hat mir viele Denkanstösse geliefert und ich denke, dass ich künftig auch einfach mal das Buch irgendwo aufschlage und dann nur diesen einen Text lesen werde.