Die amerikanische Pulitzer- Preisträgerin Edith Wharton kennt man vielleicht von den Verfilmungen ihrer Romane, allen Voran “Zeiten der Unschuld” von Martin Socorsese mit Winony Ryder und Michelle Pfeiffer. Wharton ist ist Meisterin des geschliffenen Worts, und eine Meisterin der Beobachtung. Das musste sie auch - sie schrieb viel für Zeitungen, war zeitweise Kriegsberichterstatterin und hat sich in allen ihren Werken immer wieder sozialen Problemen gewidmet.
“Die verborgene Leidenschaft der Lily Bart” spielt in New York, Anfang des 20. Jahrhunderts. Lily gehört zum alleruntersten Teil der oberen Schicht. Sie hat keine Ausbildung erhalten, sie soll halt gut heiraten. Damals nannte man das “gesellschaftlich Karriere machen”, und eigentlich will sie das auch - und scheitert dann doch daran. Sie hätte immer wieder Möglichkeiten, aber sie kann sich nicht dazu durchringen, einen von diesen Männern zu heiraten. Und wir, aus heutiger Sicht, wie gut verstehen wir das!!!!
Der Preis ist aber der soziale Abstieg. Wharton schaut ganz genau hin, was passiert, wenn eine Frau versucht, selbstbestimmt zu leben, aber umgeben ist von Menschen, die noch nicht einmal eine Ahnung davon haben, dass das auch eine Möglichkeit darstellen könnte, so ganz generell gesprochen. Mich hat das Buch erschüttert, gefesselt, total in Bann gezogen.