Über die allmähliche Entdeckung Amerikas nach Kolumbus gibt es sehr unterschiedliche Quellen. Man kann aber mit Fug und Recht behaupten, dass das christliche und nach seiner damaligen Selbstwahrnehmung höher entwickelte Europa weniger um Völkerverständigung auf Augenhöhe bemüht war, sondern die neue Welt als Selbstbedienugsladen wahrnahm. Es ging also darum, den finanzierenden Königen zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen und als Nebeneffekt ein paar heidnische Urvölker zu bekehren. Die Expedition Ferdinand De Sotos , die Franzobel hier beschreibt, ist ein gutes Beispiel dafür. Der erzählfreudige Österreicher spickt seine Version einer der erfolglosesten Entdeckungsexpeditionen der Menschheitsgeschichte mit vielen Schlenkern und Kalauern. Man übersieht vor lauter Gags und Sidekicks fast, mit wie viel Detailversessenheit hier recherchiert wurde. Und er schreibt nichts schöner als es wohl war, da geht es durchaus rustikal und morbide zu und her. Der Entdecker, der sich anschickt von Kuba aus den Süden der heutigen USA zu erkunden, ging bei seinem Schwiegervater “in Lehre” und startete bestens ausgerüstet um an den grotesk beschriebenen Urvölkern, deren mässiger Gastfreundschaft , der unwirtlichen Fauna und Flora und falscher Wunschvorstellunge zu scheitern. Er wird begleitet von bigotten Missionaren, zweifelhaften Abenteurern, Glückssuchern und Gaunern. Dieses Figurenkabinett wird bildreich und plastisch beschrieben. Auch da wird kein Deut ausgespart, jede Pointe ausgereizt, was meiner Wahrnehmung manchmal auf Kosten der Tiefe der Protagonisten geschieht. Wer also üppige Lesekost mit geschichtlichem Hintergrund und vielen Gags mag, ist vorzüglich bedient.