Auch dies – wie Sendker andere Bücher – ist voller kluger Gedanken und Lebensweisheiten. In eine Schublade lässt es sich nicht stecken. Es ist ein Roman mit einer Liebesgeschichte, einem Mord und kriminalistischen Ermittlungen auf dem Hintergrund des modernen China, eines Riesenlandes im Umbruch, von dem wir so wenig wissen.
Sendker versteht es geschickt, den Leser mit Hongkong und China bekannt zu machen und geht auch in die Zeit der ‘Kulturrevolution’ zurück, die für einige der Personen im Roman von Bedeutung ist, weil sie eine alte Schuld mit sich herumschleppen.
Paul hat sich mit seinem Leben arrangiert, aber er nimmt nicht richtig daran teil. Nachdem sein Sohn an Leukämie gestorben ist und seine Frau und er sich getrennt haben, wohnt er zurückgezogen in einem kleinen Haus mit Garten auf einer der Hongkong vorgelagerten Inseln. Paul lebt schon seit 30 Jahren in Hongkong und spricht Mandarin und Kantonesisch fliessend. Sein bester Freund ist ein chinesischer Polizist vom Festland. Er ist es auch, der Paul in einem Mordfall um Hilfe bittet. Paul kriegt mehr heraus, als er will und seine Beziehung zu David Zhang wird einer Zerreissprobe unterworfen. Es geht um alte Schuld, um Freundschaft und Vertrauen.
“Enttäuscht zu werden ist das Risiko, das der Vertrauende eingeht. Ein Leben in Misstrauen ist ungleich schlimmer als jede Enttäuschung.”
Und dann ist da noch Christine, eine Chinesin mit einem kleinen Reisebüro, die Paul bedingungslos liebt und versucht, ihn aus seinem Schneckenhaus herauszulocken.
Wird es ihr gelingen? Wer ist der Mörder? Werden der Polizist David und sein Freund Paul es schaffen, gegen die überall herrschende Korruption anzukommen?
Ein wunderbar zu lesendes Buch, allerdings nicht reisserisch spannend, sondern eher ruhig und zurückhaltend, aber bei aller Melancholie mit einem positiven tröstlichen Unterton.
Ich habe schon mit Vergnügen die beiden Burma-Bände von Jan-Philipp Sendker “Das Herzenhören” und "Herzenstimmen gelesen und jetzt die drei Bände der China-Trilogie.