“Sag mir, was willst du anfangen mit deinem einzigen wilden und kostbaren Leben?” (S. 131)
Vuong erzählt in seinem neuen Roman von zwei ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die Geschichte beginnt im Sommer, Hai ist kurz davor, sich von einer Brücke zu stürzen. Wie durch Zufall entdeckt Grazina den Jungen und ruft ihn zu sich in ihr kleines Häuschen am Flussufer. Von da an verbringen die beiden ein ganzes Jahr miteinander, Hai zieht bei ihr ein um sich um sei zu kümmern, er beginnt im Home Market zu arbeiten, während seine Mutter der Meinung ist, er studiere Medizin. Hai kommt seinem Cousin Sony näher und der Zustand von Grazina aufgrund ihrer Demenz verschlechtert sich immer drastischer, bis sie eines Nachmittags abgeholt wird und Hai weiss, nun ist es zu Ende.
Vuongs lyrischer und malerischer Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen… auch wenn ich beim Lesen etwas langsamer voran kam, weil ich jedes einzelne Wort lesen und verstehen wollte. Wie bereits in seinem Debütroman Auf Erden sind wir kurz grandios geschieht wenig auf der Handlungsebene… die Geschichte nimmt nie wirklich Fahrt auf, was jedoch keinesfalls störend ist. Durch seinen Schreibstil spielte sich die Geschichte wie ein Film in meinem Kopf ab und ich konnte mir sah jede Szene bildlich vor mir.
Die Geschichte hat mich sehr berührt und die verschiedensten Emotionen in mir ausgelöst: Freude, Trauer, Scham und teilweise auch etwas Wut. Die Geschichte erzählt von einem Jungen, der sich etwas verloren fühlt in der Welt und nicht weiss, wie er seinem gesponnenen Lügennetz entfliehen kann. Ich kann das Buch wärmstens weiterempfehlen, wenn dir lyrischer Schreibstil gefällt, es dir nichts ausmacht, dass die Handlung wenig Fahrt aufnimmt und dir sein Debütroman bereits sehr gefallen hat.