Der Schlächter war für mich ein intensives Leseerlebnis. Viele der medizinischen Eingriffe wurden so detailliert beschrieben, dass ich beim Lesen oft schlucken oder sogar unterbrechen musste. Der Schreibstil war für mich stellenweise eher zäh, wodurch es nicht immer leichtfiel, dranzubleiben. Trotzdem hat mich die Geschichte nicht losgelassen, weil sie so eindringlich zeigt, wie grausam und entmenschlichend damals mit vermeintlich „schwachen“ Menschen umgegangen wurde.
Dr Weirs Sicht steht über weite Strecken im Vordergrund, was ich als einseitig empfunden habe. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass im letzten Teil endlich Brigit zu Wort kommt. Ihre Perspektive hat mir gefehlt, und sie bringt noch einmal deutlich hervor, was sie körperlich wie seelisch durchgemacht hat. Ihre Stärke und ihr Widerstand am Ende haben mich beeindruckt.
Das Buch hat viele Fragen aufgeworfen, etwa nach Machtmissbrauch, gesellschaftlicher Stellung von Frauen und der gefährlichen Verbindung von Wissenschaft und Ego. Es war keine leichte Lektüre, aber eine, die nachhallt und zum Nachdenken anregt. Da ich sonst eher Thriller und leichtere Romane lese, war dies eine willkommene Abwechslung.