Der Roman startet fulminant und verspricht eine spannende Auseinandersetzung mit tiefen gesellschaftlichen und politischen Konflikten. Doch leider verliert die Geschichte immer mehr an Kraft und Fokus. Statt klarer Aussagen und packender Spannung dominiert am Ende eine zähe, psychologische Schleife, die mich eher ermüdete als fesselte.
Zum Inhalt:
Ein arabischer Junge wird verletzt – und Naomi, israelische Psychologin und Mutter, schweigt. Was zunächst wie eine persönliche Entscheidung wirkt, entwickelt sich zur moralischen Zerreissprobe, die politische Spannungen, Vorurteile und familiäre Abgründe berührt.
Meine Gedanken:
Der Einstieg war für mich sehr gelungen: nah an den Figuren, dicht erzählt, mit viel gesellschaftlichem Potenzial. Besonders die Verknüpfung von Rollenbildern, Herkunft und Alltag fand ich anfangs überzeugend. Doch je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr verlor sie an Tiefe. Die Figuren wurden blasser, die Handlung verfing sich in ermüdenden psychologischen Wiederholungen, die jegliche Spannung erstickten. Statt der dringend erhofften gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung wurde ich mit einer überladenen, fast schon ermüdenden Innenwelt konfrontiert, die mich emotional kalt ließ. Es fühlte sich an, als würde das Buch auf halber Strecke die Richtung verlieren und in einem konstruierten Ende steckenbleiben – ich hatte mir so viel mehr Klarheit und Tiefe gewünscht.
Mein Fazit:
Leider kann dieses Buch mit Löwen wecken der Autorin nicht mithalten. Dies ist in Roman, der stark beginnt, aber gegen Ende deutlich an Substanz verliert. Wer psychologische Innenwelten mag, findet hier viel, für alle anderen bleibt leider vor allem Enttäuschung.