Das Cover sieht fast schon romantisch aus, der Titel könnte eine heile-Welt-Italien-Ferienurlaub-Geschichte versprechen, aber nur denjenigen, die nicht wissen, dass „Bella Ciao“ eigentlich ein Partisanenlied ist, ein Lied aus dem Widerstand mit einem sehr sehr harten Text.
Das Buch ist spannend und schonungslos, es packt einen quasi an der Gurgel und schleift einen in einem irrsinnigen Tempo quer durch die gesamte Handlung (ich zumindest konnte es nicht langsam lesen, dafür war es viel zu spannend). Die Ausgangslage sind zwei arme Mädchen in Italien, im Piemont, die um 1890 herum geboren wurden, gemeinsam als Kinderarbeiter in einer Seidenspinnerei arbeiten, Entbehrungen und Hunger gewöhnt sind. Eine von beiden, Giulia, verlobt sich, die andere, Anita, verliebt sich in den Verlobten, woraufhin Giulia spurlos verschwindet. Von nun an werden beide Lebensgeschichten erzählt, Giulia, die den American Dream lebt, Anita, die in Borgo di Dentro zwei Weltkriege mitmacht, den Faschismus erlebt, den Partisanenkampf mitmacht, ihren Mann verliebt.
1946 kommt Giulia als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit. Ihr Sohn, der noch immer nicht weiss, wer sein Vater ist, jedoch eine leise Ahnung hat, hat sie dazu überredet. Die beiden Frauen treffen wieder aufeinander, nach so vielen Jahren. Giulia hat noch eine Rechnung offen mit Anita, die ihr damals den Verlobten ausgespannt hatte. Wie wird das Zusammentreffen verlaufen?
Raffala Romagnolo hat ein beeindruckendes Buch geschrieben: gefühlvoll, ohne kitschig zu sein, gut recherchiert, ohne trocken zu sein, spannend, ohne hetzend zu sein.