Tammy Fischer erzählt aus wechselnden Perspektiven, und zeitweise in der ersten Person, die Geschichte eines Mädchens und seines Bären. Pearly Everlasting wird in den Wäldern Nordamerikas geboren. Ihre Eltern arbeiten über den Winter in einem Holzfällercamp. Es ist ein besonderes Setting aus einer längst vergangenen Zeit: ärmlich, entbehrungsreich, den Kräften der Natur ausgesetzt, wo der Tod an der Tagesordnung ist und es Maschinen nur ausserhalb der Wälder gibt. Die Gemeinschaft ist rau, aber herzlich, zumindest überwiegend. Inmitten all dieser Männer, Mythen und Gesänge wächst Pearly auf, gemeinsam mit ihrem Ziehbruder, einem Schwarzbären namens Bruno. Doch als Bruno 1934 aus dem Camp geschafft wird, macht sich die 15-jährige Pearly auf die gefährliche Suche nach ihm im Draussen.
Tammy Fischer lässt Pearly gleich zu Beginn sagen, dies seien ihre Erinnerungen an die Ereignisse – und tatsächlich ist der Erinnerungscharakter bei der Erzählung spürbar: Manches wird glasklar geschildert, anderes bleibt eher verschwommen. Es braucht Konzentration, um der Erzählung zu folgen, was auch an den wechselnden Perspektiven liegt. Denn Ansell, ein junger Mann aus dem Camp, heftet sich nach einigen Tagen an Pearlys und Brunos Fersen, jedoch wissen wir nie, ob und wenn ja wie viel Zeit zwischen den Aufbrüchen vergangen ist und wo voneinander sich die beiden befinden. Spannung beschwört die Autorin nicht nur durch die Ungewissheit vom Leben in den Wäldern und der Suche nach Bruno herauf, sondern auch durch den Kontrast zwischen Pearlys gewohntem Leben und ihren Erfahrungen Draussen.
Zur Geschichte inspiriert hat Tammy Fischer die Fotografie einer Frau, die 1903 in einem Holzfällercamp ein Bärenjunges und ein kleines Kind stillte. Die Erzählung selbst ist rein fiktiv. Die Stimmung empfand ich vor allem als bedrohlich und bedrückend, gleichzeitig war ich absolut fasziniert von der Zeit, den Ereignissen und wie die Lyrikerin Tammy Fischer ihrem Text Leben einhaucht.
«Pearly Everlasting» könnte Fans von «Der Gesang der Flusskrebse», «Cloris» oder «Wo die Wölfe sind» gefallen.
Aus dem Amerikanischen von Peter Torberg.