Amélie Nothomb erzählt in «Psychopompos» aus ihrem Leben: von ihrer in der Kindheit geweckten Liebe zu und Identifikation mit Vögeln, den Stationen ihrer Kindheit, der Überwindung eines Traumas aus der Jugend sowie ihrer Anorexie, der Entdeckung des Schreibens und schliesslich dem Verlust des Vaters und ihre Berufung zur Psychopompos, zur Seelenbegleiterin.
Leichtfüssig, heiter, teils abstrakt anmutend und geprägt von Nothombs speziellem Humor ist die autofiktionale Erzählung. Beiläufig vermittelt sie uns geschichtliches und politisches Wissen über die Orte, an denen sie gelebt hat, (griechische) Mythen, ihre Ansichten über das Schreiben und eben vor allem vielfältiges Wissen und philosophische Überlegungen zu Vögeln. «Psychopompos» hat mich einmal mehr beeindruckt, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass das Buch kontrovers diskutiert wird. Einerseits wegen der persönlichen Natur, aber vor allem wegen ihrer Haltung zum Tod. Nicht alle, die einen Verlust verarbeiten müssen, werden darin Trost finden. Möglicherweise werden Nothombs Ansichten als lapidar aufgefasst. Mir persönlich gefallen ihre Vorstellungen jedoch sehr.
Aus dem Französischen von Brigitte Große.