Alice Hasters macht mit ihren biografischen Anekdoten auf Alltagsrassismus aufmerksam, so wie ich sie auch erfahren hätte können - hätte ich ihre Hautfarbe. Sie sensibilisiert mit ihre Lebensgeschichte auf Rassismuserfahrungen, wie sie gleich hier um die Ecke hätte passieren können. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und thematisiert ehrlich auch sehr unangenehme Aspekte wie intime Beziehungen und familiäre Kontexte, die vom strukturellem Rassismus ungenannt und unbewusst beeinflusst werden. Die Autorin schöpft von einem autobiographischen Erfahrungs-Pool und setzt sie in historische Kontexte ohne aber in Selbstdarstellung zu verfallen. Viel mehr betreibt sie auf den knapp 220 Seiten dinglichste Aufklärung (inkl. Glossar!) und macht auf den Rassismus gegen Schwarze Menschen in Deutschland aufmerksam. An manchen Stellen aber bleibt sie blind gegenüber ihrer eigenen Privilegien, weswegen dieses Buch einen doch etwas fahlen Nachgeschmack hinterlässt, was aber die Lektüre nicht minder spannend macht; denn sie zwingt einen Selbstreflexion… (Ich behalte die Autorin im Auge und werde bestimmt ihr aktuelles Buch ‘Identitätskrise’ lesen…)
Dieses Buch Was weisse Menschen nicht….stand schon lange auf meiner "Pile of Joy“, denn nach einiger Lektüre zum Thema Anti-/Rassismus in den Staaten und Grossbritannien, musste nun endlich eine deutschen Perspektive von rassifizierten Diskriminierungserfahrungen Einzug in dieses komplexe Feld erhalten. Es macht also erst den Anfangspunkt einer langen Reise unangenehmer aber wichtiger Auseinandersetzung mit dem Hier, Jetzt und der Vergangenheit.