Einmal mehr stellt Joachim B. Schmidt mit seinem biografischen Roman «Ósmann» unter Beweis, dass er der geborene Geschichtenerzähler ist. In der Ich-Perspektive nimmt er uns mit in das Leben des Fährmanns Jón Magnússon, der während gut vierzig Jahren die Menschen Nordislands, genauer gesagt des Skagafjords, rund um die Jahrhundertwende über reissenden Gewässer setzt. Während des Lesens hatte ich den Eindruck, Schmidt bzw. sein fiktiver Erzähler sässen direkt neben mir und würden mir die Geschichte spontan selber erzählen. Es ist ein lebendiges, scheinbar müheloses und unverstelltes Erzählen, ein Erzählen wie am Lagerfeuer und an langen Winterabenden in einer warmen Stube. Ebenso leicht liest es sich auch. Wir tauchen anekdotenhaft in das Leben Ósmanns ein, in die leichten und in die verzweifelten Momente und erfahren nebenbei allerlei von den Mythen, aber auch der Geschichte dieses Landstrichs.
«Ósmann» ist ein Denkmal, nicht nur des Fährmanns, sondern der Isländer allgemein, finde ich. Ein Buch für Island-Fans, für Menschen, die gerne in Geschichten eintauchen, zum Vor- und Selberlesen, einfach grandios.